Jukkasjärvi: Eishotel, Kirche, Samen-Museum – Reisetipps

Jukkasjärvi: Torneälv im Winter

Jukkasjärvi entdeckenUrsprünglich als Siedlung rund um die kleine Holzkirche entstanden, ist Jukkasjärvi seit den 1980er Jahren zunehmend vom Tourismus geprägt. Dies unterscheidet es von vielen anderen kleinen Dörfern in Lappland. Die besondere Entwicklung ist mit der „Erfindung“ des Eishotels verknüpft, welches Anfang der 1990er Jahre erstmals errichtet und seitdem von Winter zu Winter immer wieder neu aufgebaut wird. Das mittlerweile weltberühmte Konzept dieses außergewöhnlichen Hotels zieht bis heute eine wachsende Zahl von Übernachtungsgästen und Tagesausflüglern an, sodass sich in Jukkasjärvi ein vielseitiger Wintertourismus entwickelt. War das Angebot von Aktivitäten mit Angeln, Kanutouren, Wildwasserrafting, Wildnissafaris und Wandern früher auf Sommerurlauber ausgerichtet, dann zeigt ein Blick auf die aktuellen „To-Dos“, dass im Grunde ganzjährig Saison ist. Lediglich von Mitte Oktober bis Weihnachten, wenn das Wetter regnerisch und die Tage dunkel und trübe sind, nimmt sich Jukkasjärvi eine kleine Auszeit. Allerdings gilt das nicht für die Macher des Eishotels: Sie arbeiten in dieser Phase auf Hochtouren an dem Aufbau und der Gestaltung der neuen Schlafräume.

Ganzjährig geöffnet: Eishotel Jukkasjärvi

Das Eis für das Hotel wird bereits im März, spätestens bis April, aus dem gefrorenen Torneälv entnommen. Der Fluss entspringt im Gebirge bei Riksgränsen und mündet nach rund 500 km in den Bottnischen Meerbusen der Ostsee. An seinem Oberlauf liegt Jukkasjärvi. Die Erbauer des Eishotels können ihren Baustoff sozusagen direkt am Ufer hinter dem Hotel gewinnen. Dazu sperren sie eine Eisfläche, aus der nach und nach gleichförmige Blöcke geschnitten werden. In einer Produktionshalle werden die Blöcke später aufbereitet und bis zum Herbst konserviert. Ein zweiter wichtiger Baustoff ist Snice. Eine Mischung aus Eis und Luft. Sie hat eine höhere Dichte als natürlicher Schnee und dient dazu, die Eisblöcke nach außen hin zu isolieren. Ebenso wie die Eisblöcke, wird auch das Eis für Snice aus dem Wasser des Torneälv gewonnen.

Jukkasjärvi: Eishotel
Am Eingang zum Areal des „echten“ Eishotels

Seit 2017 gibt es ein ganzjähriges Eishotel, das in eine gekühlte Halle mit steinernen Außenwänden hineingebaut wurde. Sie funktioniert wie ein Passivhaus. Ihr Strom stammt aus Sonnenenergie und anderen grünen Energiequellen. In dem ganzjährigen Eishotel befindet sich auch die Eisbar, welche bereits in vielen Fernsehberichten über das Hotel zu sehen gewesen ist. Im Unterschied zum „echten“ sind die Zimmer im ganzjährigen Eishotel mit beheizten Badezimmern und Saunen kombiniert. Dadurch bieten sie einen höheren Komfort. Im „echten“ Eishotel können die Zimmer nur zum Schlafen genutzt werden. Die Gäste müssen sich tagsüber im Hauptgebäude des Hotels aufhalten oder Ausflüge unternehmen. Das Angebot dafür wird Jahr für Jahr immer vielfältiger.

Aktivitäten in und um Jukkasjärvi

Der wichtigste Anbieter für Aktivitäten ist – wen wundert es – das Eishotel selbst. Wenn man Jukkasjärvi besucht, bekommt man daher schnell den Eindruck, als gehöre das ganze Dorf dem Hotel. Überall sind Dienstwagen und Kleinbusse mit dem Logo des Hotels unterwegs. Und auf dem zugefrorenen Torneälv begegnet man immer wieder Gruppen von Hotelgästen auf ihren Snowmobil- oder Schlittenhundetouren. Man übersieht dabei schnell, dass es auch kleine Anbieter von Übernachtungsquartieren im Dorf gibt und dass das Eishotel mit den Samen vor Ort kooperiert. So ergibt sich folgendes Spektrum an Winteraktivitäten:

  • Schlittenhundetouren mit Mittagessen in der Wildnis oder wahlweise Übernachtung in einer Waldhütte
  • Nordlichttouren mit Snowmobilen oder Rentierschlitten der heimischen Samen
  • Nordlichttouren und Elchsafaris mit Pferden
  • Rentierfütterung auf der Reindeer Lodge bei Paksuniemi
  • Langlauftouren über den zugefrorenen Fluss und auf den markierten Pfaden der Umgebung
  • Sauna-Ritual mit der Möglichkeit, in einem Eisloch im Fluss zu baden
Jukkasjärvi: Sami-Museum
Sami Siida Markanbaiki in Jukkasjärvi ist eine Art Freilichtmuseum der samischen Kultur

Einige dieser Aktivitäten sind noch in weiteren Varianten buchbar; sowohl beim Eishotel, als auch bei Anbietern wie Nutti Sámi Siida oder über die Touristeninfo im nahen Kiruna. Im Wesentlichen beinhalten sie immer einen der aufgelisteten Schwerpunkte. Wenn Du als Besucher nach Jukkasjärvi kommst, sind darüber hinaus vielleicht noch die geführten Rundgänge durchs Eishotel oder die regelmäßigen Eisskulpturenkurse von Interesse. Im Sommer ist das Spektrum von Aktiväten natürlich etwas anders aufgefächert:

  • Geführte Mitternachtssonnentouren mit einem lokalen Guide
  • Mountainbike-Touren auf oder abseits der markierten Pfade in der Umgebung
  • Geführte Wanderungen mit Samen und traditionelles Dinner
  • Wildwasser-Rafting auf dem Torneälv
  • Kletterabenteuer im „Challenge Park“
  • Wildnisfotografie-Touren
  • Angel-Abenteuer

Sehenswertes in und um Jukkasjärvi

Neben dem Eishotel gibt es auch noch andere Dinge in Jukkasjärvi zu sehen. Das Wahrzeichen des Dorfes bildet nach wie vor die rote Holzkirche, von der die ursprüngliche Besiedelung ausging. Sie steht am östlichen Ende der Hauptstraße, direkt bei dem Sami-Museum Markanbaiki. Es bietet sich an, die Besichtigung der Kirche mit einem Besuch in dem Freilichtmuseum der Samen zu verbinden. Allerdings beträgt das Eintrittsgeld ca. 20 Euro für einen Erwachsenen. Für das Geld wirst Du über das Gelände geführt und kannst Dir zeigen lassen, wie Samen mit Rentieren umgehen, wie sie sie einfangen, zähmen und füttern. Sie werden Dir von der Rentierhaltung und ihren Traditionen erzählen. Wenn Dir keine Fragen einfallen, empfehle ich Dir, sie nach der Bedeutung ein weißes Rentiers zu fragen …

Jukkasjärvi: Kirche
Turm und Kirche von Jukkasjärvi

In der Kirche gibt es eine schöne Altartafel zu sehen. Sie ist auffällig bunt und fast etwas kindlich gestaltet. Man könnte annehmen, dass sie bereits älter ist, aber tatsächlich stammt sie aus den 1950er Jahren. Deutlich betagter ist das Gebäude, in dem das kleine Heimatmuseum von Jukkasjärvi untergebracht ist. Es geht auf eine Schule aus dem 17. Jahrhundert zurück. Damals war die Siedlung ein Handelsplatz für Samen und Kaufleute des Nordens. Das Museum ist heute zugleich ein Restaurant, welches vom Eishotel betrieben wird. Jährliche Höhepunkte bilden der „Mötesplats Jukkasjärvi“ (schwed. für Treffpunkt Jukkasjärvi) Mitte August – eine Art Jahrmarkt – sowie der „Julmarknad“ (schwed. für Weihnachtsmarkt) auf dem Gelände vor dem Heimatmuseum.

Jukkasjärvi liegt an einer Stichstraße, die einige Kilometer in die Vildmark nordöstlich des Torneälv hineinführt. Am Ende der Straße liegt Esrange (Abkürzung für: European Space and Sounding Rocket Range). Hierbei handelt es sich um eine Station von der aus Raketen und Wetterballons gestartet werden. Die Betreiber von Esrange, Swedish Space Corporation (SSC), werden von Wissenschaftlern und Raumfahrtorganisationen aus aller Welt beauftragt. Das Gelände von Esrange ist nicht öffentlich zugänglich. Allerdings gibt es am Eingang eine kleine Ausstellung, die Besuchern kostenlos offensteht. Sie gibt Einblick in die Arbeit der SSC und erklärt, warum ausgerechnet dieses abgelegene Fleckchen Erde für Astrologen und Meteorologen von Interesse ist.

Persönliches Fazit
Wie Du siehst, kommt man als Urlauber in Nordschweden kaum an Jukkasjärvi vorbei. Das liegt zum einen an der Vielzahl von Aktivitäten, die in und um das Dorf möglich sind, und zum anderen an seiner Nähe zum Flughafen Kiruna und der Verkehrsader E10. Die Europastraße führt von den großen Städten an der Ostseeküste über Kiruna nach Norwegen. Dabei verbindet sie auch die Skiorte Riksgränsen und Björkliden im schwedischen Fjäll. Jukkasjärvi ist somit ein idealer Ort für einen Zwischenstopp bei der An- und Abreise zum Wintersport oder für Hikingtouren auf dem Kungsleden. Außerdem lassen sich Rundreisen durch die Region problemlos mit einem Aufenthalt in Jukkasjärvi verbinden.

Ich selbst habe den Ort einmal im Sommer und einmal im Winter besucht und mit Faszination festgestellt, wie die Jahreszeiten die Landschaft verändern. Im Sommer ist das Dorf sehr grün und eingebettet in eine vergleichsweise reiche Vegetation. Im Winter bildet der Schnee eine geschlossene Decke und geht am Rande des Dorfes in den zugefrorenen Torneälv über. Dieser gleicht dann einer weißen, baumlosen Ebene, auf der Autos ebenso verkehren wie Snowmobile und Hundeschlitten. Während im Sommer wochenlang die Mittsommersonne scheint, kann man im Winter das Polarlicht über dem Dorf bewundern. Ich hatte das Glück, das Himmelsphänomen direkt von meiner Unterkunft aus beobachten zu können. Laternen und beleuchtete Häuser haben den Eindruck nicht gestört. Es ist also gar kein Muss, auf eine der vielen preisintensiven Nordlichtsafaris zu gehen – oder spezielle Beobachtungsstationen wie die „Aurora Sky Station“ in Abisko aufzusuchen.

Soweit meine kleine Einführung zu Jukkasjärvi. Wenn Du Fragen zu dem Dorf hast oder eigene Erfahrungen beitragen möchtest, steht Dir dazu die Kommentarfunktion unter dem Beitrag offen. Tusen tack!

Jukkasjärvi in LapplandGPS-Koordinaten: Breite 67.85°, Länge 20.616667°. Region: Lappland. Jukkasjärvi bildet gemeinsam mit Kiruna einen wahren „Hotspot“ für alle, die Schwedisch-Lappland kennenlernen möchten. In einem überschaubaren Radius findest Du hier eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, von denen viele in ihrer Form nur in der Polarregion Skandinaviens realisierbar sind. Um dafür ausreichend Zeit zu haben, empfehle ich, mit dem Flugzeug anzureisen und mindestens eine Woche Aufenthalt einzuplanen.

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