Scandtrack Reisen: Erfahrungen in Dalsland (Nordmarken)

Michael März
Dalsland: NordmarkenMit Scandtrack in Nordmarken

(© Bild: Lennart Horzonek) Ein gelungener Aktivurlaub passiert nicht einfach so. Er setzt Eigeninitiative, Ausrüstung und zumindest grundlegende Kenntnisse über das Reiseziel voraus. Es kann also durchaus Sinn machen, sich an einen der vielen Reiseanbieter zu wenden, um ein Paket aus Unterkunft und Aktivitäten zu buchen. Das klingt auf Anhieb vielleicht nach Pauschalurlaub, kann in der Praxis aber sehr entspannt und individuell sein. Unter den Spezialisten für Aktivurlaube in Schweden mischt die Scandtrack Touristik GmbH erfolgreich mit. Das bei Berlin ansässige Unternehmen lädt zu Kanureisen, Kajakreisen, Hausbootabenteuern, Wildniszelten und Ferienhausurlauben ein – wobei sich die Angebote auf die Region Värmland und Dalsland konzentrieren.

Scandtrack – Komplettreisen nach Schweden

Was leistet so ein Reiseanbieter im konkreten Fall? – Um das zu erklären, habe ich mir mal die Kanu- und Kajakreisen näher angesehen. In dieser Rubrik wirbt Scandtrack mit Komplettpaketen für Einzelpersonen oder Gruppen. Und komplett ist hier wirklich wörtlich zu nehmen: An- und Abreise, Ausrüstung, Land- und Wanderkarten, Streckenplanung, Unterkünfte und z.T. auch Verpflegung sind in den Buchungen inbegriffen. Das heißt, dass für Dich mit dem „Kofferpacken“ alles getan ist. Über alle weiteren Reisevorbereitungen brauchst Du Dir keine Gedanken machen. Scandtrack nimmt sie Dir ab. Bei den Ferienhausangeboten verhält es sich übrigens ähnlich. Hier kannst Du auf die Anreise mit dem eigenen Auto verzichten und Dich per Bus ans Urlaubsziel bringen lassen. Zudem sind die Häuser zur Selbstversorgung eingerichtet und die notwendige Ausrüstung für Kanutouren und andere Outdoorabenteuer liegt für Dich und Deine Reisebegleitung parat. Scandtrack hat darüber hinaus zwei echte Highlights im Portfolio:

  • Hausboot Urlaub: Verbringe neun oder mehr Tage in einer schwimmenden Stuga! Führerscheinfrei kannst Du die großen Seen in der Region Nordmarken in Dalsland erkunden. Mit Verpflegungspaket, Kartenmaterial, Outdoorausrüstung, Einweisung und Tourenvorschlägen von Ortskundigen.
  • Urlaub auf der eigenen Insel: In den Seen Foxen und Stora Bör verfügt Scandtrack über Campgrounds und Tipis als Lagerplätze, die Du mit Deinen Begleitern zur Alleinnutzung buchen kannst. Kanus, Verpflegung, Ausrüstung, Packsäcke, Kartenmaterial, eine Einweisung u.a. sind als Komplettpaket mit An- und Abreise buchbar.

Scandtrack veröffentlicht viele Kundenkommentare auf der eigenen Website. Unabhängig davon möchte ich an dieser Stelle Lennart Horzonek mit einem ausführlichen Erfahrungsbericht zu Wort kommen lassen:

Mit Scandtrack nach Nordmarken – Erfahrungsbericht

Scandtrack Kanu in Nordmarken
Scandtrack stellt den Reisenden nicht nur Kanus, sondern auch alles notwendige Drumherum bereit © Lennart Horzonek
In den frühen Morgenstunden ist es kalt an Deck der Fähre, die halbstündlich zwischen dem dänischen Helsingør und der schwedischen Stadt Helsingborg pendelt. Weit in der Ferne sehe ich die Küste, eine blaue Flagge mit gelbem Kreuz und ein paar Möwen, die diesen Augenblick mit mir teilen. Und obwohl ich bereits eine vollkommen schlaflose Nacht im Bus hinter mir habe, kann ich mir das Grinsen im Gesicht nicht verkneifen. Schweden liegt direkt vor mir.

Die Busfahrt ist anstrengend. Eng ist es, zudem wirklich jeder Platz besetzt und die Luft zum Schneiden dick. Auch muss ich schon zu Beginn der Reise feststellen, dass nicht alle Mitreisenden zwingend wegen der Ruhe und Natur diesen Trip zu unternehmen scheinen. Mallorcalieder werden angestimmt und viel Alkohol fließt – dem Duty-Free-Shop auf der Fähre sei Dank. Mittags kommen wir endlich an und bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Midsommartemperaturen begrüßt mich eine wunderschöne Landschaft aus dichtem Nadelwald, Felsformationen und kristallklaren Seen. Malerisch, einfach traumhaft – sofort sind die Strapazen der Fahrt vergessen. Välkommen till Sverige!

Scandtrack haben sich mit einem kleinen Team hier in der wunderschönen Kanuregion Nordmarken ein gut ausgestattetes Basiscamp errichtet, mit einer kleinen Verwaltung, eigenen Kanu-Anlegeplätzen und diversen mietbaren Hütten im Blockhausstil. Nach der Ankunft wird die Ausrüstung zugewiesen, Proviant verteilt und Grundlegendes erklärt – Rückfragen erwünscht! Generell sind die Scandtracker nett und nehmen sich Zeit für mich. Dennoch mag noch kein so richtiges Feeling aufkommen, was am Ende auch an den vielen Mitreisenden und dem allgemeinem Trubel liegt – so ähnelt alles eher einem Campingplatz, anstatt einem Outdoor-Abenteuer.

Dalsland: Kanu auf See
Abseits des Scandtrack Camps: Kanutour auf dem Stora Le bei nächtlicher Mittsommersonne © Lennart Horzonek

Zum Glück legt sich das, so wie sich nach und nach die Kanus auf dem Fluss verlieren und die Stille Einzug hält. Dann beginnt mein Schwedenabenteuer: Anstatt jede Nacht im Zelt zu schlafen, genieße ich den Komfort meiner Hütte. Bett, Tisch, Schrank, Kochstelle – geduscht wird entweder im Fluss oder in der Nasszelle eines kleinen Toilettenhäuschens im Basiscamp. Spartanisch und einfach – aber zweckmäßig. Der Proviant ist ausreichend, wenngleich ich mich angesichts des Preises über schwedische Markenprodukte gefreut hätte. So gibt es lediglich Metro-Ware aus der Heimat, die nicht zwingend für Lebensmittelallergiker geeignet ist. Möglichkeiten für Sonderwünsche sind hier leider Fehlanzeige. Die Ausrüstung selbst ist gut: Neben Kanu- und Paddel-Zubehör gibt es umfangreiches Kochequipment und vernünftiges Kartenmaterial der Region.

Was ich wann, wie und wo mache – das bleibt nun mir vollkommen selbst überlassen. Ob Kanufahren, Wandern oder Schwimmen – ich mache, wonach mir gerade ist. Und das ohne Stress. Keine Uhr, kein Handy, kein Terminplan. Nur die Natur und ich. Kleine Expeditionen durch die weite Flusslandschaft entlang des berühmten Dalslandkanals offenbaren so manches Panorama. Die Einsamkeit hält Einzug sobald ich etwas Strecke zurücklege. Kein Mensch weit und breit. Mit der Sonne im Gesicht und einem selbstgekochten Bohneneintopf, lasse ich es mir an einem der zahllosen Ufer mit Blick auf die Weiten des Stora Le gut gehen – die Seele beginnt zu baumeln. Abends scheint alles goldgelb gefärbt zu sein, die Landschaft spiegelt sich auf der Wasseroberfläche, die Luft ist klar und irgendwo an einem Steg weht eine Schwedenflagge, während ich der untergehenden Sonne zusehe – schlichtweg Perfektion.

Scandtrack Reiseproviant
Selbstverpflegung auf einer Kanutour: Bohnen, Speck, Steinofenbrot und „flüssiges Brot“ © Lennart Horzonek

Tiefenentspannt bin ich am Ende dieses Urlaubs. Innerlich geerdet und neu fokussiert. Weder die Unruhe vor der Abfahrt, noch die anstrengende Rückreise selbst können mir jetzt etwas anhaben. Dass ich wiederkomme ist sicher – ob mit Scandtrack zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Allerdings nehme ich wunderbare Erinnerungen von atemberaubenden Sonnenuntergängen, malerischen Landschaften, prasselndem Lagerfeuer und abenteuerlichen Reisen über das Wasser mit. Wo manch einer das Großstadtfeeling von Stockholm im Kopf hat oder klischeehaft an Elche, Ikea und Köttbullar denkt, kommt bei mir – nicht zuletzt dank Scandtrack – das raue, wilde, gar martialische Gefühl der puren, wunderschönen Natur auf.

Fragen an einen Scandtrack-Reisenden

Ergänzend zu seinem Bericht, stand mir Lennart noch für einige Fragen zur Verfügung:

    Schwedenurlauber: Du hast bei Scandtrack die Busanreise gebucht. Wie viel Gepäck durftest Du mitnehmen? Hattest Du eigene Getränke und Proviant dabei?

Lennart: Generell waren es maximal 20kg pro Koffer oder Reisetasche, die im Laderaum verstaut werden konnten. Es hat zwar niemand nachgewogen, aber man hätte schon Steine einladen müssen, um das zu toppen. 🙂 Das Handgepäck, welches bei mir ein kleiner Trekking-Rucksack war, durfte man mit in den Bus hineinnehmen. Proviant selbst hatte ich keinen eigenen dabei, mit Ausnahme von ein paar Lieblingsbieren für die abendlichen Momente am Ufer oder Lagerfeuer. Letztendlich war die Verpflegung vor Ort auch mehr als ausreichend für mich als Alleinreisenden.

    S: Du erwähnst ein Basiscamp: Wie unterschied es sich von einem normalen Campingplatz in der schwedischen Vildmark? Und wohnt man eher für sich oder doch nah beisammen?
Dalsland: Stora Le
Am Ufer des Stora Le © Lennart Horzonek

L: Mit einem klassischen Campingplatz ist das Basiscamp nicht zu vergleichen. Es liegt etwas abgeschiedener in den Wald hinein und dient generell nur dem Zweck der Organisation und Verwaltung oder als Aufenthaltsort bei Ankunft und Abreise. Das Scandtrack-Team selbst wohnt dort auch – in typisch schwedischen Häusern. Die eigentlichen Ferienhäuser für die Reisenden liegen etwas entfernt, aber direkter in Ufernähe und sind ganz gut aufgeteilt.

    S: Wie war der Zustand des Camps und Deines Quartiers? Machte es einen gepflegten Eindruck oder merkt man die starke Frequentierung an?

L: Generell wird alles vor Ort gut in Schuss gehalten. Viele der Scandtrack-Mitarbeiter sind handwerklich begabt und sowohl Camp als auch Hütten selbst waren gepflegt. Allein das Mobiliar der Ferienhäuser war damals etwas zusammengesucht. Auf meiner neuesten Schwedenreise habe ich den Ort erneut besucht und festgestellt, dass nicht nur zusätzliche Hütten errichtet, sondern auch die Innenausstattung erneuert wurde – man erkennt die Handschrift eines berühmten schwedischen Möbelhauses. 🙂

    S: Wohin sind die mallorcaliedersingenden Mitreisenden verschwunden? Und gab es zur Abwechslung auch Kontakt mit Einheimischen?

L: Die lautstarke Partytruppe hatte ebenfalls wie der Großteil der Reisenden eine Kanutour auf eigene Faust gebucht. Darum war sie bereits nach einigen Stunden auf dem Wasser verschwunden und tauchte erst vor der Rückreise wieder auf. Das konnte man dann aber auch bereits aus der Entfernung vernehmen, weil sie auch nach 10 Tagen die Lust am Gröhlen offenbar nicht verloren hatten. Generell waren es aber umgängliche und friedliebende Jungs.

L: Was die Schweden selbst betrifft, so eilt ihnen ja der Ruf voraus, eher introvertiert zu sein und generell für sich bleiben zu wollen. Dies kann ich jedoch nicht bestätigen. Zwar ist der Ort Lennartsfors relativ klein, dafür aber lange nicht wie ausgestorben. Es wird freundlich gegrüßt, wenn man sich über den Weg läuft und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass durchaus auch nette Gespräche zustande kommen können. Die Schweden sind gerade an Leuten aus anderen Ländern interessierter, als man denkt.

L: Ein kleines Highlight war eine deutsche Auswanderin, die in der nächstgrößeren Stadt Årjäng gearbeitet hat. Sie nahm mich und zwei andere Reisende an einem Tag mit dem Auto mit und berichtete viel von ihrem Leben dort in Schweden. Man merkt bei jedem Gespräch die Entspanntheit der Leute. Total ansteckend.

    S: Warst Du in Nordmarken auch wandern oder hast Du Dich vorwiegend zu Wasser bewegt?

L: Den Großteil der Zeit habe ich auf dem Wasser verbracht. Es gab soviele Abzweigungen und kleine Buchten zu erkunden, dass selbst drei oder vier Wochen niemals langweilig geworden wären. Als Alleinreisender einen großen Kanadier zu bewegen, ist jedoch schon eine gewisse Herausforderung. Es waren zwar geschlossene Gewässer, aber aufgrund der Größe der Flüsse wirkten diese teils wie riesige Seen. Da war es nicht ganz so einfach, dem Wellengang bei Wind und Wetter Stand zu halten.

L: Das war auch der Grund, weshalb ich einige Tage die Wanderschuhe den Kanupaddeln vorgezogen habe. Nordmarken ist ein Wanderparadies und auch vor Ort, bei Lennartsfors, gab es kleine, teils kaum berührte Wanderrouten mit Aussichtspunkten, die es zu erklimmen galt. Für mich als Hobby-Wanderer war es eine echte Erfüllung.

    S: Du warst zwischenzeitlich ein weiteres Mal in Schweden – ohne Scandtrack und ganz individuell. Was war besser, was hast Du vermisst?

L: Es gab natürlich wesentlich mehr zu planen. Von der Anfahrt, über Fähren- und Brückenüberfahrten, Pensionen für Zwischenübernachtungen, bis hin zur eigentlichen Unterkunft, musste ich alles selbst organisieren. Das war aber gar nicht so stressig, sondern hat sogar Spaß gemacht. Auch war somit die Anreise viel angenehmer – so ein Roadtrip durch Schweden kann auch aufgrund des ruhigen Verkehrs und der weiten, teils menschenleeren Strecken sehr entspannend sein.

L: Jedoch war es mit Scandtrack damals auch ganz komfortabel, die Reise zu bezahlen und den Rest der Organisation komplett dem Dienstleister zu überlassen. Allerdings muss man sich dann natürlich mit den Begebenheiten vor Ort arrangieren können.

L: Weil ich dieses Mal flexibler, freier und mit mehr Komfort meine Zeit in Schweden verbringen wollte, habe ich es selbst in die Hand genommen und dies auch nicht bereut. Das wird in der Zukunft auch meine Wunschoption bleiben. Schweden ist etwas für Freiheitsliebende und Menschen, die sich treiben lassen. Da ist zumindest aus meiner Sicht keine Berechtigung für Busfahrten, die stark dem Massentourismus ähneln.

Persönliches Fazit
Vielen Dank an Lennart Horzonek, für seine ausführlichen Schilderungen! Wenn ich sie richtig interpretiere, eignet sich eine Komplettreise mit Scandtrack besonders für Schweden-Einsteiger. Wer seine ersten Erfahrungen mit dem Land gesammelt hat, wird sich dann aber eher zum Individualreisenden entwickeln – was auch der schonendere Tourismus für Schweden ist. Denn Camps wie bei Lennartsfors bringen schlichtweg zu viele Urlauber auf einmal an einen Platz, der eigentlich für seine Unberührtheit bewundert wird. Ich hoffe deshalb auf andere Reiseanbieter, die mit eigenen Ideen erfolgreiche Nischenangebote schaffen.

Falls Du solche Erfolgsgeschichten kennst oder von eigenen Reiseerfahrungen berichten möchtest, dann erweitere diesen Beitrag gerne mit Deinen Kommentarzeilen. Lennart und ich freuen sich über jedes Feedback. Vielen Dank!

Malmö in SchonenGPS-Koordinaten: Breite 59.316667°, Länge 11.9°. Region: Mittelschweden. Das Camp von Scandtrack befindet sich bei Lennartsfors. Der kleine Ort gehört zur administrativen Provinz Värmland. Die angrenzenden Seen reichen allerdings weit in die Landschaft Dalsland hinein. Bekannte Reiseziele in der Nähe sind der Dalsland-Kanal, der Vänernsee und die Stadt Karlstad.

5 Kommentare

  1. Ich dachte erst noch, Scandtrack könnte nicht schlechter werden.

    Wir, vier Männer, waren in der ersten Juliwoche 2023 über den Reiseveranstalter Scandtrack am Tiomilaskogen/Schweden auf einer Kanu-Tour. Ich gehöre absolut nicht zum typischen Beschwerde-Klientel und gebe in der Regel auch keine negativen Feedbacks, aber zum Preis-Leistungsverhältnis und dem Kundenumgang bei dieser Reise muss ich mich dann doch mal äußern.

    Ich war bereits 2009 mit Scandtrack auf einer etwa einwöchigen Tour im Gebiet des Sees Lelång (Bengtsfors, Lennartsfors) nahe der norwegischen Grenze, wo Busanreise, Proviant, sämtliches Equipment all inclusive war, solide Betreuung vor Ort durch Scandtrack, keine weiteren Kosten. Wir mussten einmal so ca. 50 oder 100 m das Boot umtragen. War ein gutes Erlebnis, was mir als Inspiration und Referenz für unsere jetzige Reise 2023 diente. Ein Bekannter unserer Reisegruppe war vor zwei Jahren mit Scandtrack in Nordmarken unterwegs, 11 Tage, Bus/Proviant inkl., 1x kurze Umtrageaktion. Ca. 450-500 € gesamt. Soviel zunächst dazu, was unsere Erwartungshaltung beeinflusste.

    Nachdem wir also 2023 bei Scandtrack gebucht haben, haben wir anschließend mittels der zugesandten Unterlagen herausgefunden, dass mehrere Umtrageaktionen der Kanus mit einer Gesamt-Umtragestrecke von ca. 12 km zu bewerkstelligen sind. Zu letzterem Punkt äußere ich mich später noch.

    Als wir nach 1.400 km und ca. 20 h Eigenanreise an der Zieladresse eintrafen, rechnete ich mich einer Art Empfang und offiziellem Scandtrack-Lager wie 2009, wir mussten aber feststellen, dass wir nicht mal ein einziges Hinweisschild zu Gesicht bekamen. Wir mussten also auf Zufallsbasis an Hütten klopfen, in der Hoffnung, eine Kontaktperson zu treffen. Als es dann soweit war, wurden wir bei Regen und 10-11 Grad nicht in irgendeine Behausung gebeten oder vielleicht mal Kaffee oder Tee angeboten, sondern uns wurde aufgetragen, noch ca. eine weitere Stunde draußen im kalten Regen zu warten. Dann wurden die Kanus und Equipment ausgegeben und Schwimmwesten, die sogar die Kontaktleute vor Ort als abgenutzt bezeichneten. Der Transfer-Shuttlebus war alt, abgewirtschaftet und dreckig.

    Bezüglich des Umtragens: Ein auch ausgeleertes Kanu aus dem Wasser zu heben und die Uferböschungen hochzutragen, konnten wir vier Männer bewerkstelligen, haben uns aber schon gefragt, wie das z. B. ein Vater mit einem minderjährigen Kind bewerkstelligen soll. Und man muss keine Reisegruppe von vier Ingenieuren sein, um zu ahnen, dass die mitgegebenen Rollwägen konstruktiv völlig ungeeignet für kilometerweitere Transfers über steinige, verblockte Waldstraßen sind: Freitragende, unverstrebte, dünnwändige Lagerholme aus sprödem Plastik tragen so ein Kanu auch dann nicht dauerhaft, wenn zusätzlich das Gros der Gewichte aller Materialien für eine knappe Woche am eigenen Körper mitgeführt wird (was übrigens auch nicht unserer Vorstellung eines kostenaufwendigen AI-Urlaubs entspricht).

    Es ist schon ärgerlich genug, wenn man 2x mitten im Wald aufgrund derer unzureichenden Ausrüstung mit einem Bruchschaden liegen bleibt. Aber dass man noch diese abgewirtschafteten, inadäquaten Rollwägen für 50 € in Rechnung gestellt bekommt, müssen wir schon als Dreistigkeit betrachten. Auch hat eine kurze Google-Recherche ergeben, welche deutlich höhere Qualität solcher Wägen für 50 € als Neuprodukt wirklich erhältlich sind. So hochwertig wie die abgebildeten auf Scandtracks Webseite waren unsere jedenfalls bei Weitem nicht.

    Ebenfalls erschrocken waren wir nach Rückkehr zum Camp, dass Scandtrack Mietgebühren selbst für die Stautonnen erhebt, die uns so ohne bezugnehmende Ansage angeboten und mitgegeben wurden. Selbst für Feuerholz ruft Scandtrack Zusatzkosten auf. Man fragt sich als Klient schon irgendwann, ob man hier nicht an jeder möglichen Stelle gemolken werden soll. Glücklicherweise hatten wir Äxte, Spaten und weitere Werkzeuge selbst mitgebracht. Interessant für uns war auch die Tatsache, dass wir noch einen Wasserschlauch in die Hand nehmen sollten, um unser zurückgegebenes Equipment zu reinigen – wer bezahlt hier eigentlich wen?

    Abschließend verließ uns die Frage nicht, für was wir Scandtrack eigentlich rund 1.800 € überwiesen haben. Eine vergleichbare Fährüberfahrt sollte in Summe 260 € nicht großartig übersteigen, die Miete für zwei Kanus und Schwimmwesten für vier Tage vor Ort wird ebenfalls diesen Preis nicht rechtfertigen. Sich selbst einschlägiges Kartenmaterial zu beschaffen, ist auch kein Thema – immerhin bestanden die eingezeichneten „Rastplätze“ grundsätzlich nur aus einer Feuerstelle und Platz für drei Zelte, einen Unterstand o.ä. haben wir nie zu Gesicht bekommen. Proviantkosten haben wir ebenso vollständig selbst getragen wie die Treibstoffkosten der Anreise. D. h. was allein die Posten der Scandtrack-Leistungen angeht, haben wir pro Person und Nacht über 112 € (!) gezahlt. Für einen fast komplett selbstständig getragenen, rustikalen Outdoor-Urlaub in Zelten und Hängematten vollkommen indiskutabel! Die ursprüngliche Idee eines Camping-Urlaubs wird bei solch einem Betrag ad absurdum geführt. Welche Leistungen ein Kunde für über 112 € / Nacht zzgl. Anreisekosten und Verpflegung normalerweise erwarten kann, brauche ich Reiseerfahrenen nicht mitzuteilen: Scandtrack vermietet z. B. ein Ferienhaus am Tiomilaskogen für ca. 500 € / 8 Tage. Da sind die schwer nachvollziehbaren 35 € Änderungsgebühren für den Wechsel eines Mitreisenden einige Monate vor Reiseantritt kaum noch relevant. Aber wo war denn irgendein Dokument letztlich personalisiert?
    Anschließend war es unsere Absicht, mit Scandtrack in den Dialog zu treten, indem ich am 26.07.2023 eine E-Mail an die entsprechende Ansprechperson mit unserer Schilderung und einer Aufforderung um Stellungnahme schickte. Die Antwort der Sachbearbeiterin war ein Dreizeiler, dass der Geschäftsführer Jens in Schweden sei und sich zurückmelden würde. Das war das letzte, was ich je von Scandtrack gehört habe. Ich bin der Meinung, dass ich mit viereinhalb Wochen Wartezeit genug Geduld aufgebracht habe, zumal ein kurzes Nachhaken durch mich am 14.08.23 komplett ignoriert wurde. Ironisch übrigens, dass Scandtrack nach Reiserückkehr eine E-Mail mit dem Wunsch nach Feedback verschickt. Ein Anruf von mir bei Mitarbeiter Mike, der mich auf eine Reaktion bis Mitte September vertröstete, blieb auch vollkommen folgenlos. Ich dachte im Juli noch, übler könnte dieser Reiseveranstalter nicht werden, aber er hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert.

    Zusammengefasst empfanden wir das Preis-Leistungsverhältnis, die Gästebetreuung und die Beschwerde“bearbeitung“ dieser Scandtrack-Reise dermaßen unerhört, dass wir andere Interessierte davon in Kenntnis setzen wollen, da wir uns eine vorherige Warnung aus erster Hand auch gewünscht hätten, um diese Kostenfalle und Ärgernis zu vermeiden.

    1. Hej Marek,
      danke für Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Ich denke, er wird viele interessieren! Vielleicht auch Scandtrack, da sich aus der konstruktiven Kritik ja auch konkrete Verbesserungsvorschläge ableiten.
      Blau-gelbe Grüße – S.

  2. Ich habe mit Scandtracks schlechte Erfahrungen gemacht, und kann von dem Anbieter nur abraten. Die Reise war super teuer und doch waren „idylische Restplätze“ auf unserem Tourenabschnitt kaum vorzufinden. Die meisten Plätze sehr heruntergekommen und schlecht gepflegt – modriges altes Holz, Feuerstellen zugewachsen, volle Mülleimer und randvolle Toilettenhäuser. Wir hatten auch den Eindruck dass die ganze Route (Fluss Tidan) überhaupt sehr vernachlässigt war – kaum zugängliche Ein- und Ausstiege, teilweise komplett verwuchert.

    1. Hej,
      vielen Dank für Deine Schilderung. Scandtrack steht es natürlich frei, darauf zu antworten. Ich glaube, dass im Beitrag bereits anklingt, welches Risiko mit solchen Reiseangeboten einhergeht – nämlich die Schwelle vom Individualtourismus in Richtung Massentourismus zu überschreiten.
      Ergänzen möchte ich für Außenstehende noch, dass sich der Fluss Tidan in Südschweden – zwischen Vänern und Vättern – befindet und dass Scandtrack dort buchbare Kanutouren anbietet.
      Blau-gelbe Grüße – S.

  3. Ich habe zwar nicht vor keine Reise nach Dalsland geplant, dennoch ist dein Beitrag sehr interessant. Beste Grüße aus dem Restaurant Brixen

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