Schwedenrot: Woher kommt Falunrot (Falu rödfärg)?

Michael März
Schwedenrot als Farbe an Boots- & Holzhäusern

Rote Häuschen sind eine Art Symbol für Schweden. Sie gehören zum Landschaftsbild. Keine Fotoserie, kein Kalender, kein Prospekt, das ohne sie auskäme. Fast könnte man meinen, es müsse sie schon immer gegeben haben. Dabei geht die Erfindung des Schwedenrotes auf das frühe Industriezeitalter zurück: Seit 1764 wird die Farbe hergestellt, verkauft und verstrichen. Und erst 1972 wurde Falu Rödfärg®, wie sie im Schwedischen heißt, als Marke eingetragen. Wenn Du Dich fragst, woher der typische Farbton kommt und warum er sich bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreut, muss ich etwas weiter ausholen.

Schöne Schwedenfarbe mit hässlichem Ursprung

Die Spur führt nach Dalarna, wo übrigens auch die Wiege des roten Schwedenpferdes steht. Wie der Name Falunrot oder Falu Rödfärg verrät, hat die Farbe ihren Ursprung in der Bergstadt Falun, deren Arbeiterviertel und Industrielandschaft 2001 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen wurden. Heute kann man nur noch erahnen, wie es in den Hochzeiten des Bergbaus in und rund um die Stadt ausgesehen hat – das Wort Umweltsünde ist nur ein harmloser Begriff dafür. Das große Kupferbergwerk, „Stora Kopparbergs gruva“, klaffte wie eine riesige Wunde in der hügeligen Waldlandschaft. An seinen Ausläufern standen Erzwäschen, Hochöfen, Schmelzen und Schmieden. Vom Wind wurde der Grubenstaub in die Stadt getragen. Und der Ruß von Kohle und Holzkohle verdunkelte den Himmel. Wer in Falun wohnte, hatte mit Husten und Atemwegskrankheiten zu kämpfen. Überall lag Schwefeldioxid in der Luft. Man sprach im Volksmund von der „Hölle von Falun“.

Ohne Erz kein Schwedenrot

Schwedenrot: traditionelles Bauernhaus in der Falunfarbe
Schwedenrot setzte sich als haltbare und günstige Alternative gegenüber allen anderen Holzschutzfarben durch – heute gibt es allerdings starke Konkurrenz

Kupfer war seit dem Mittelalter ein begehrter Rohstoff und machte Falun reich. In den Großmachtplänen der schwedischen Könige spielte es eine zentrale Rolle. Kein Wunder, dass die Verwertung des Erzes immer effizienter gestaltet wurde und eines Tages auch die vermeintlichen Abfallprodukte Interesse weckten. Taubes Gestein, das man nach dem Abbau zunächst achtlos beiseite geschafft hatte, war im Laufe der Zeit verwittert und in feinen gelbbraunen Schlamm zerfallen, der auf Grund seines feinen Anteils an Eisen, Kupfer und anderen Metallen oxidierte. Wer genau auf die Idee kam, dieses schmierige Pulver weiterzuverarbeiten, ist nicht überliefert. Entscheidend ist, dass es nach Erhitzung in einem Brandofen seine rote Farbe entwickelt. Wird die Asche anschließend gereinigt, können Farbpigmente entnommen werden, die die Grundlage für das Falunrot bilden, welches seit dem 19. Jahrhundert als „Falu rödfärg“ gehandelt wird. An der ursprünglichen Rezeptur soll sich bis heute nicht viel geändert haben.

Schwedenrot – ein Klassiker kommt in die Jahre

Zum Durchbruch haben dem Schwedenrot zwei Faktoren verholfen: Zum einen erwies es sich als haltbarer und günstiger als viele andere Holzschutzmittel. Zum anderen ähnelte sein Farbton dem Ziegelrot der herrschaftlichen Häuser. Das schwedische Landvolk entdeckte die Möglichkeit, Bauernhäuser, Scheunen und Nebengebäude mit der roten Farbe „aufzuwerten“. Eine Mode war geboren. Und sie dauert bis heute an. Als im 20. Jahrhundert überall in Schweden Sommerhäuschen gebaut wurden, griff man gerne auf die Farbe zurück, weil sie ländliche Idylle und das einfache Leben symbolisiert. Neben dem klassischen Falunrot etablierten sich weitere Schwedenfarben. Vom Originalhersteller gibt es u.a.:

  • Falu ljusröd (helles Rot),
  • Falu grå (Schwarz-Grau)
  • und Falu svart (schwarz).

Die Schlämmfarbe nach ursprünglichem Rezept hat allerdings viel Konkurrenz bekommen: Emulsionsfarben, Alkydfarben, industrielle und reine Leinölfarben, Acrylate weisen praktische und qualitative Vorteile auf, die das Falunrot in den Schatten stellen. Auch seine Haltbarkeit wird von den modernen Farben übertroffen.

Vor Ort in Falun informieren

Schwedenrot: Erzgrube Falun
Ausblick von der Grubenpromenade auf das frühere Bergwerk Falun (Bild in Lizenz von Enken – stock.adobe.com)

Wenn Du auf Deiner Schwedenreise in Falun vorbei kommen solltest oder Dich näher mit der Geschichte seiner berühmten Farbe befassen möchtest, ist Dalarnas Museum der beste Anlaufpunkt. Es ist aktiver Bestandteil des UNESCO-Welterbes und zeigt in seinen Räumen u.a. eine Dauerausstellung zur Geschichte Faluns und des Bergbaus. Am Rande der Stadt kannst Du noch heute die beeindruckende Erzgrube bestaunen – es gibt eine eigens geschaffene Grubenpromenade, von der aus beeindruckende Ausblicke möglich sind. An 360 Tagen im Jahr werden geführte Touren im Besucherbergwerk angeboten. In der Hochsaison auch auf Englisch. Informiere Dich direkt vor Ort im Grubenmuseum.

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Falun in DalarnaGPS-Koordinaten: Breite 60.614444°, Länge 15.629722°. Region: Dalarna. Falu Gruva, die ehemals große Kupfermine, liegt westlich des Stadtgebiets und erinnert noch heute an eine Mondlandschaft. Zink, Blei, Wismut, Silber und Gold wurden hier bis 1992 zu Tage gefördert. Seitdem gibt es ein Besucherbergwerk. Falun selbst ist ein bekannter Wintersportort.

Tourenvorschlag von Komoot: Mit dem Fahrrad rund um die Grube von Falun

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Schwedenrot Herkunft

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