Visby (Gotland) – Sehenswürdigkeiten, Welterbe & Hafen

Innerhalb der historischen Stadtbefestigung von Visby

Visby entdeckenAn der größten und einzigen Stadt Gotlands führt praktisch kein Weg vorbei – und das meine ich in vielerlei Hinsicht. Der offensichtlichste Grund ist natürlich, dass ein Aufenthalt auf der Insel entweder im Hafen oder auf dem Flughafen der Stadt beginnt (und wieder zu Ende geht). Aber selbst wenn es Dich in erster Linie in die Landschaft oder an die Küste Gotlands zieht, wirst Du mindestens zwei, drei Tage Deiner Reise für Visby reservieren. Schöne Sandstrände, prächtige Landhäuser, markante Felsen und vorzeitliche Spuren gibt es in vielen Ecken zu bestaunen. Die Stadt wartet jedoch mit Attraktionen auf, die Du sonst nirgends auf der Insel finden kannst. Ihr mittelalterlicher Stadtkern samt der noch weitgehend intakten Stadtbefestigung ist sogar ein Alleinstellungsmerkmal, das Visby im ganzen Ostseeraum zu einer Besonderheit macht und ihr 1995 die Würdigung als UNESCO Welterbe beschert hat. Im Folgenden möchte ich Dir einen Überblick über die wichtigsten touristischen Ziele und Aktivitäten geben.

Visby: Sehenswürdigkeiten im Stadtkern

Die Ringmauer, welche auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, trennt die Kernstadt der Hansezeit noch heute groß und imposant von den modernenen Stadtteilen. Sie ist 3,4 km lang. Über den rekonstruierten Wächtergang kann sie jederzeit kostenlos besichtigt werden und bietet schöne Ausblicke über die Dächer auf die nahe Ostsee. Einzelne der insgesamt gut fünfzig Wachtürme können von Besuchern erklommen werden. Sie zeugen ebenso von der einstigen wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt wie die vielen Kirchgemäuer, die links und rechts des Doms in den Himmel ragen. Während der Dom aus dem 11. Jahrhundert tadellos erhalten blieb, haben fünfzehn der ursprünglich sechzehn Kirchen die Jahrhunderte jedoch nicht überstanden. Mit dem nachlassenden Wohlstand nach der Hansezeit ließ die Bereitschaft der Bevölkerung nach, die teils prächtigen Gebäude zu erhalten. Hinzu kamen Zerstörungen und Plünderungen auf Grund von Angriffen auf die Stadt. Zu den beeindruckendsten Ruinen gehört heute die der St.-Katarina-Kirche. Sie beherbergt eine Sommer-Ausstellung zur Kirchengeschichte Visbys und bildet im Winter die Kulisse für eine Eislaufbahn.

Visby: Fiskargränd
Malerische Gasse Fiskargränd mit Blick auf einen der Dom-Türme

Für einen Rundgang durch den Stadtkern kannst Du Dich an den drei Stadttoren orientieren. Wenn Du vom südlichen Söderport aus losgehst, lassen sich folgende Sehenswürdigkeiten auf einer Rundtour miteinander kombinieren:

  1. Schlossruine Visborg & innerer Hafen: während die Ruine der früheren Festung verwunschen scheint, liegt die Promenade Skeppsbron offen und freundlich am Bootshafen
  2. Gotlands Museum: im regional- und kulturgeschichtlichen Museum erfährst Du alles über die Wikinger- und Hansezeit der Stadt
  3. Almedalen: am idyllischen Stadtpark steht mit dem „Kruttorn“ der älteste Turm der Ringmauer
  4. Strandgatan/Fiskargränd: gehören zu den Straßen mit der dichtesten mittelalterlichen Bebauung, sowohl was Packhäuser der Kaufleute als auch Holzhäuser des gemeinen Volks angeht
  5. Ruine St. Nikolai & St. Katarina: die beiden schönsten Kirchenruinen der Stadt liegen nicht weit voneinander entfernt
  6. Adelsgatan: bildet zusammen mit Hästgatan, St. Hansgatan und Östercentrum die heutige Shoppingmeile von Visby
  7. Kajsarn: im früheren Gefängnisturm ist ein Gefängnismuseum ansässig, das nach Vorbuchung besichtigt werden kann

Vom Kajsarn ist es dann nur noch ein Steinwurf zurück zum Söderport. Von hier aus kannst Du gleich zum schönsten Fleck außerhalb des Stadtkerns aufbrechen: Högklint.

Visby: Sehenswürdigkeiten im Umland

Das gleichnamige Naturreservat ist ein Teil der Steilküste, welche sich entlang der westlichen Seite der Insel erstreckt und gehört zu den spektakulärsten Aussichtspunkten. Du gelangst vom Stadtzentrum über die Straße 140 dorthin: Etwa 8 km in Richtung Tofta und dann vor dem Golfplatz Suderbys rechts abbiegen. Einmal dort angekommen, lohnt sich eine kleine Wanderung, die entlang der Klippenkante zum Absatz Getsvältan führt. Infotafeln beschreiben den Weg. Ein weiterer Aussichtspunkt befindet sich nördlich von Visby auf dem Galgberget. Er kann mit einem Spaziergang auf dem „Kärleksstig“ verbunden werden.

Visby: innerer Hafen
Bootshafen von Visby – direkt bei der Altstadt

Wer als Familie mit Kindern unterwegs ist, sollte einen Besuch im „Kneippbyn“ in Erwägung ziehen. Der Erlebnispark besteht aus verschiedenen Freizeitpark- und Badespaßelementen, die um ehemalige Drehorte von Pippi-Langstrumpf-Filmen arrangiert sind. Rutschen, Trampoline und kleine Achterbahnen gehören jetzt zum Setting für die Besucher. Geöffnet hat „Kneippbyn“ jedes Jahr von Ende Mai bis Ende August. Die Eintrittspreise sind nicht gerade günstig. Ein Kombiticket für das Sommer- und Wasserland kostet für einen Tag ca. 26 Euro und für zwei Tage ca. 37 Euro je Person ab 3 Jahren. Rentner können vergünstigte Tickets nutzen. Als weitere Ziele in der Nähe von Visbys kommen infrage:

  • Snäckschimpansen: Visbys nächstgelegener Rauk (Kalksteinformation)
  • Grotte von Lummelunda: Tropfsteinhöhle mit 130 m freigegebenem Weg
  • Tingstädeträsk: Binnensee zum Baden und Angeln
  • Tofta Strand: langer Sandstrand mit Beach Club

Hafen von Visby: Boote, Fähren und Kreuzfahrtschiffe

Neben dem inneren Hafen, der direkt bis zur Altstadt reicht, und bis zu 300 Liegeplätze für Segelboote und Yachten bietet, gibt es in Visby auch einen Fährhafen. Von hier aus steuern die Linien der Reederei „Destination Gotland“ regelmäßig die beiden schwedischen Festlandshäfen in Oskarshamn und Nynäshamn an. Nähere Informationen kannst Du in meinem Beitrag zur Anreise mit der Gotlandfähre nachlesen. Neben dem normalen Fähr- und Containerhafen gibt es in Visby neuerdings auch einen speziellen Kai für Kreuzfahrtschiffe. Er liegt im Stadtteil Kopparsvik, in direkter Nachbarschaft des traditionellen Hafens. Der Kai ist so gebaut, dass bis zu zwei Schiffe mit einer Länge von 340 Metern gleichzeitig anlegen können. Es gibt ein Terminalgebäude und eine Anlage, mit der das Abwasser der Schiffe aufgefangen wird. So kommt es zu keiner Verunreinigung des Hafenwassers. Mit dem Kreuzfahrtkai hat Visby seinen festen Platz im Tourenplan vieler Ostseekreuzfahrten gesichert. Die Saison dauert von April bis Oktober. Wenn Du Dich über die Ankünfte bestimmter Schiffe informieren möchtest, kannst Du auf Gotland.se eine entsprechende Liste (schwed. „Kryssningslista“) abrufen.

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Visby auf GotlandGPS-Koordinaten: Breite 57.628889°, Länge 18.307222°. Region: Gotland. Für eine Städtereise mag Visby etwas zu klein sein, aber wer sich nach Gotland aufmacht, darf die Stadt auf keinen Fall verpassen. Sie bildet den idealen Ausgleich zur weiten, rauen, oft einsamen Landschaft der Insel. Jung und Alt können hier Interessantes für sich entdecken. Zugleich eignet sich Visby als Ausgangspunkt für Tagesauflüge ins Umland.

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank für den interessanten Bericht! Nur eins solltest Du vielleicht glattziehen: Dass es meisten der ursprünglichen 16 Kirchen nicht mehr gibt, lag weniger an der nachlassenden Bereitschaft der Bürger, sie zu erhalten, als daran, dass sie 1525 allesamt bis auf die deutsche Kaufmannskirche, den heutigen Dom St. Maria, von Truppen der konkurrierenden Hansestadt Lübeck geschleift wurden. Aber Gotland ist eine ganz tolle Insel insgesamt und Visby eine wunderbare Stadt!

    1. Hej ejay,
      vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die Geschichte der Kirchen noch einmal nachgelesen und den Absatz entsprechend korrigiert. Dass die Lübecker die Kirchen schleifen ließen, ist allerdings nicht korrekt. Lediglich drei Kirchen gerieten bei dem damaligen Angriff in Brand: Sankt Nicolai, Sankta Gertrud und die bereits aufgegebene Sankt Jakob. Der Brand wurde allerdings von den Verteidigern gelegt und nicht von den Angreifern aus Lübeck. Die meisten Ruinen entstanden im Zuge der Reformation und weil die Stadt schlichtweg verarmte.
      Blau-gelbe Grüße – S.

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