Kaum zu glauben, aber wahr: Der durchschnittliche Tourist verbringt nach Statistiken der Wirtschaftsbehörde „Tillväxtverket“ lediglich zwei bis drei Tage in Schweden! In dieser knappen Zeitspanne unternimmt er meistens einen Städtetrip. Der klassische Fall ist das verlängerte Wochenende in Stockholm mit Ausflügen in den Schärengarten oder ins weitere Umland der Metropole. Als passionierter Rundreisender und Schwedenurlauber kann ich darüber nur den Kopf schütteln – und sehe in den Zahlen doch etwas Positives, denn auch ein kurzer Aufenthalt kann ein Anfang sein!
Für alle, die ein paar mehr Urlaubstage für Schweden aufbringen möchten, stelle ich im Folgenden drei Touren vor, mit denen man das Land schon etwas besser kennenlernen kann – ohne gleich den ganzen Jahresurlaub zu vertun. Nach dem Motto: Was nicht ist, kann ja noch werden. Solltest Du Dich danach für eine längere Rundreise entscheiden, findest Du bereits mehrere Vorschläge dafür in meinem Blog!
Kurztrip 1: Von Stockholm nach Göteborg
Wer offen für ein verlängertes Wochenende in der Hauptstadt ist, sollte sich fragen, warum er nicht noch drei, vier Tage verlängern möchte. In dieser Zeit kann er nämlich bequem das Land durchqueren – wenn auch an einer seiner schmaleren Stellen. Mein Vorschlag wäre eine Reise durch Südschweden mit Zwischenaufenthalten am Götakanal sowie am Vätternsee. Anschließend bleibt noch Zeit, um die zweitgrößte Stadt Schwedens zu erkunden: Göteborg. Von hier aus kannst Du zurück nach Deutschland fliegen.
(Bild in Lizenz von Mikael Damkier – stock.adobe.com) Den Anreisetag kannst Du in Stockholms Altstadt, zwischen Königlichem Palast und Järntorget ausklingen lassen. Ist am Nachmittag noch Zeit übrig, empfehle ich einen Abstecher nach Globen, um mit dem „SkyView“ auf eines der höchsten Dächer der Stadt zu fahren.
So kannst Du Dir einen ersten Eindruck von der besonderen Lage der Stadt verschaffen. Eine weitere Möglichkeit dazu bietet sich bei einer Bootsfahrt um die Insel Djurgården. Am folgenden Tag entscheidest Du am besten nach Wetterlage, ob Du eine längere Bootsfahrt hinaus in den Schärengarten von Stockholm unternimmst oder eher einige Aussichtspunkte in der Innenstadt aufsuchst: Eine lohnendes Ziel in den Schären ist beispielsweise Vaxholm. Schöne Ausblicke in der Innenstadt bieten der Monteliusväg in Södermalm, Evert Taubes Terrass auf Riddarholmen sowie der frühere Katarinahissen am Slussen-Platz. Weniger pflastermüde macht ein Rundgang durch das Freilichtmuseum Skansen, an den Du einen Besuch im ABBA-Museum oder im Vergnügungspark Gröna Lund anschließen kannst. Den Abend kannst Du vielleicht bei Livemusik im Kungsträdgården, in einer der vielen Dachbars oder im Szeneviertel SoFo verbringen.
Von Stockholm geht es am dritten Tag mit dem Mietwagen auf Tour. Eine gute Stunde außerhalb der Stadt locken die Wikingerstadt Birka und das Schloss Gripsholm am Mälarensee. Oder wie wäre es mit den bunten Holzhäuschen von Trosa, einem kleinen Küstenstädtchen südlich der Hauptstadt? Auf dem Weg zum nächsten Etappenziel kannst Du bei der Museumseisenbahn Malmköping oder im Tierpark Kolmården zwischenstoppen. Zur Übernachtung empfehle ich, ein Quartier am Göta-Kanal zwischen Borensberg und Söderköping zu wählen. Dieses Quartier solltest Du für zwei Nächte buchen, damit Du am vierten Tag des Kurztrips genug Zeit für Ausflüge zu den Schleusen von Berg, dem Freilichtmuseum Gamla Linköping und zur Klosteranlage Vadstena hast. Befindet sich Dein Quartier nicht in Söderköping, dann eignet sich auch diese kleine Stadt für einen Ausflug. Wer eher ein Faible für historische Industriekultur hat, findet im Zentrum Norrköpings einige sehenswerte Ecken.
Der fünfte Tag führt Dich an Schwedens zweitgrößten See, Vättern. Auf dem Weg zu Deinem nächsten Quartier lohnen sich Zwischenstopps am Runenstein von Rök, am Vogelsee Tåkern, bei den Felszeichnungen von Ödeshög und in der Holzstadt Gränna mit den traditionellen Zuckerstangen-Geschäften. Das Tagesziel kann die Stadt Jönköping am südlichen Vätternsee sein. Wenn Du noch eine weitere kleine Holzstadt sehen möchtest, kannst Du auch einen Umweg über Eksjö machen. Am sechsten Tag gelangst Du über den Riksväg 40 binnen zwei Autostunden nach Göteborg. Auf halber Strecke lohnt sich ein Stopp bei Hedared, nördlich von Borås. Hier steht die einzige Stabkirche Schwedens.
Nach der Ankunft erkundest Du die Stadt am besten mit einem Spaziergang auf Avenyn – der Schlagader dieser Stadt. Eine größere Runde führt vom Kungsportsplatsen zum Dom, von dort zur Fischmarkthalle Feskekörkan und in die Fußgängerzonen des Stadtteils Haga. Hier halten sich viele Städter ebenso gerne auf wie im Botanischen Garten und in der Parkanlage „Trädgårdsföreningen“.
Wer Göteborg bequemer erkunden mag, kann sich mit einem der Ausflugsboote durch die Kanäle und den Hafen schippern lassen. Am letzten Tag Deines Kurztrips kannst Du mit dem Mietwagen den vorgelagerten Schärengarten von Göteborg ansteuern. Dazu verlässt Du die Stadt am besten in westliche Richtung auf dem Riksväg 155. Die Fähre von Lilla Varholmen (Hjuvik) bringt Dich dann kostenlos auf die Schäreninsel Honö, die über Brücken mit weiteren kleinen Inseln verbunden ist. Wenn Du einen entspannten Tag am Meer verbringen möchtest, kannst Du mit dem Auto eine kürzere Tour an einen der Badestrände am Stadtrand unternehmen. Alternativ lohnt es sich auch, in der Stadt zu bleiben, wo mit der Erlebnisausstellung „Universeum“ und dem Vergnügungspark „Liseberg“ tagesfüllende Attraktionen warten.
- Mindestdauer: 6 bis 7 Tage reine Aufenthaltszeit
- Reisezeit: ganzjährig eine Reise wert
- Fahrtstrecke in Schweden: ca. 500-600 km
- Verkehrsmittel in Schweden: Mietwagen
- Anreise: nach Stockholm per Flugzeug
- Abreise: ab Göteborg per Flugzeug
Kurztrip 2: Kopenhagen und die Küste Schonens
Das verlängerte Wochenende in Stockholm hast Du schon hinter Dir? Oder Dir ist die Anreise in die schwedische Hauptstadt zu weit? – Dann schlage ich Dir das „Gegenstück“ vor: Ein Wochenende in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen mit anschließendem Kurzurlaub im äußersten Süden Schwedens! Gegenüber von Kopenhagen, am anderen Ufer des Öresunds, stößt Du schon nach wenigen Kilometern auf die beschaulichen Küstenabschnitte der Halbinseln Kullen und Bjäre. Als Aufenthaltsort für die weiteren Tage eignet sich der belebte und beliebte Badeort Båstad an der Laholmsbucht.
Nach der Anreise fährst Du am besten mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zum Hauptbahnhof oder Rathaus. Von dort aus lernst Du das Herz der Stadt erst einmal zu Fuß kennen, indem Du über Slottsholmen zum Nyhavn spazierst. In dem historischen Hafen von Kopenhagen pulsiert das Leben!
Nach einer kurzen Einkehr in einem der Lokale kommst Du auf dem Rückweg am „Magasin Du Nord“ vorbei und gelangst von dort in die Strøget. Entlang der Haupteinkaufsstraße warten weitere Restaurants, Cafés und Bars auf Gäste. Um das Nachtleben kennenzulernen, fährst Du am besten mit der Metro weiter bis in die Viertel Kødbyen oder Nørrebro. Wenn Du Deinen Kurztrip entspannter angehen lassen möchtest, empfehle ich, ab Nyhavn eine Tour mit einem der Ausflugsboote zu unternehmen, um Kopenhagen vom Wasser aus kennenzulernen.
Am zweiten Tag kommst Du nicht daran vorbei, die drei bekanntesten Sehenswürdigkeiten Kopenhagens aufzusuchen: Schloss Amalienborg, Schloss Rosenborg und die Freistadt Christiania. Ich würde an Deiner Stelle aber nur eine der drei für einen ausführlichen Rundgang betreten! Dafür gibt es in der Stadt einfach zu viel zu sehen – so wie den Vergnügungspark Tivoli, die Markthalle Torvehallerne, der Botanische Garten, das Trendviertel Vesterbro und die Kleine Meerjungfrau. Die schönsten Ausblicke bieten sich von der Frelser Kirke und dem Rundetårn. Such Dir etwas davon aus und klopfe auch das Angebot an Stadtführungen oder -rundfahrten ab, um zwischendurch etwas zu verschnaufen.
Du kannst für den Aufenthalt in Kopenhagen auch einen zweiten vollen Tag einplanen. Ich würde das Kapitel am dritten Tag jedoch schließen und den Kurztrip nach Schweden fortsetzen. Hierfür stehen Dir zwei Reisewege zur Auswahl: Entweder die Öresundbrücke von Kopenhagen nach Malmö oder die Fähre von Helsingør nach Helsingborg. Je nachdem, wie Du Dich entscheidest, kannst Du auf dem Rückweg den anderen Reiseweg nehmen. Ich würde mich für die Brücke entscheiden und auf der schwedischen Seite durch Malmö weiterfahren, um einen Eindruck von Schwedens drittgrößter Stadt zu erhalten. Für einen Zwischenstopp eignet sich die Halbinsel Ön im Stadtteil Limhamn. Von hier kannst Du die Öresundbrücke sehen und Fotos von ihr machen. Nach der Durchfahrt durch Malmö gelangst Du über die Europastraße 22 nach Lund, eine traditionsreiche Universitätsstadt. Hier empfehle ich, einen kurzen Stadtbummel mit einer Mittags- oder Kaffeepause in einem der innerstädtischen Lokale zu verbinden. Anschließend geht es weiter zum nächsten Quartier der Reise.
Es ist schönstes Sommerwetter und Du bist pflastermüde? Dann kannst Du die Fahrt nach Båstad auch mit einem Abstecher ans Meer verbinden! Schöne Badestrände findest Du in Lomma bei Malmö, bei Borstahusen in Landskrona sowie beim Örestrandsbad in Helsingborg. Wer sich nicht nass machen möchte, kann von Landskrona aus einen Ausflug auf die Insel Ven unternehmen.
Für die Fahrt von Lund bis Båstad musst Du etwa eine Autostunde einplanen. Ist noch Zeit übrig, wäre ein weiterer Zwischenstopp denkbar: Entweder im Küstenstädtchen Landskrona, das über eine hübsche Altstadt verfügt, oder im Kurpark Ramlösa am Rande von Helsingborg. Hast Du Båstad erreicht, kannst Du die Gässchen am Hafen und die kleinen Flaniermeilen erkunden und dabei ein Lokal für das Abendessen suchen.
In dem zwischen Laholmsbucht und Bjäre-Halbinsel gelegenen Urlaubsort lohnt es sich, drei volle Tage zu bleiben. Mögliche Ausflugsziele habe ich im Folgenden für Dich zusammengetragen:
- Ängelholm: neben der beschaulichen Altstadt lockt hier ein Museum zur schwedischen Eisenbahngeschichte viele Tagesgäste an, es gibt viele Originalstücke, aber auch Modelleisenbahnen und einen Lok-Simulator zu sehen
- Arild: auf der Halbinsel Kullen gelegener Fischer- und Urlaubsort mit Zugang zu der von Künstler Lars Vilks geschaffenen Mikronation Ladonien
- Hallands Väderö: von Torekov aus fahren Ausflugsschiffe hinüber auf die 3 km² kleine Insel, die mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft vor allem Badegäste und Wanderer anlockt
- Halmstad: als regionaler Hauptort in erster Linie zum Shopping geeignet, bietet es im Stadtteil Tylösand wunderbaren Zugang zum Kattegat mit feinen Sandstränden und Villenviertel
- Haverdal: in dem Naturreservat nördlich von Halmstad befindet sich Schwedens höchste Düne, gelegen bei einem eigentümlichen Waldgebiet aus knorrigen Kiefern
- Hovs hallar: das Naturreservat am steilsten Abschnitt der Bjäre-Halbinsel ist nach den beeindruckenden Klippen benannt, die auf leichten Wanderungen (ab 2,3 km) von einem Parkplatz aus zu erreichen sind
- Laholm: das Städtchen im Hinterland gefällt mit einem hübschen Stadtkern am Fluss Lagan, der sich für Kajaktouren und Stand-up-Paddling eignet
- Mellbystrand: vor dem Küstenort bei Båstad erstreckt sich Schwedens längster zusammenhängender Sandstrand (12 km)
- Mölle: auf der Halbinsel Kullen gelegenes Seebad mit Aussichtsberg, Leuchtturm, Freizeithafen und einigen mondänen Villen
- Norrvikens Trädgårdar: Anfang des 20. Jahrhunderts hat Rudolf Abelin bei Båstad seinen Traum verwirklicht und ein „lebendiges Gartenmuseum“ in verschiedenen Stilrichtungen angelegt
- Trollehallar: die fast 2 km lange Felsschlucht ist vom Ufer des Sees Rössjön zu erwandern
Nach drei entspannten Urlaubstagen mit Ausflügen rund um Båstad trittst Du am siebten Tag die Rückreise an. Der Flughafen Kopenhagen-Kastrup ist nur 1 1/2 bis 2 Autostunden entfernt, die Fährhäfen Trelleborg und Gedser 1 1/2 bzw. 3 Autostunden.
- Mindestdauer: 5 Tage reine Aufenthaltszeit
- Reisezeit: Mai bis September
- Fahrtstrecke in Schweden: ca. 350-450 km
- Verkehrsmittel in Schweden: Mietwagen oder eigener Pkw
- Anreise: nach Kopenhagen per Flugzeug, Bahn oder mit eigenem Pkw
- Abreise: ab Båstad per Bahn oder mit eigenem Pkw oder ab Kopenhagen per Flugzeug
Ähnlich wie Stockholm und Göteborg sind auch Kopenhagen und Göteborg im Rahmen eines Kurztrips miteinander kombinierbar. Beide Städte trennen etwa 320 km bzw. 3 1/2 Autostunden. Es ist auch denkbar, ohne eigenes Fahrzeug nach Kopenhagen anzureisen und mit der Bahn nach Göteborg weiterzufahren. Ob Du dann noch einen Mietwagen benötigst, hängt von Deinen Vorhaben in Göteborg ab.
Kurztrip 3: Inselwelt Gotland
Gotland ist die größte schwedische Insel. Sie liegt außer Sichtweite des Festlandes, gut drei Fährstunden von der Küste Südschwedens entfernt. Durch ihre geschützte Lage im Innern der Ostsee, gehört die Insel zu Schwedens Regionen mit den meisten Sonnenstunden und dem mildesten Klima. Während der Sommerferien verbringen viele Schweden ihren Urlaub auf Gotland. Davor und danach geht es eher beschaulich zu. Prominente und Gutbetuchte nutzen die Insel deshalb auch als Rückzugsort.
Die Anreise nach Gotland ist seit 2020 mit den Fähren der „Hansa Destinations“ direkt von Deutschland aus möglich. Die Fähren fahren in Rostock ab und benötigen rund 12 bis 14 Stunden, bis sie in Visby anlegen können. Insofern musst Du für einen Kurztrip nach Gotland zwei volle Tage zur An- und Abreise einplanen. Die Hinreise ist nach aktuellem Fahrplan immer samstagsabends möglich.
Die Rückreise am darauffolgenden Freitagabend. Alternative Reisewege führen über das schwedische Festland und mit den klassischen Gotland-Fähren nach Visby.
Für einen Kurzaufenthalt bietet sich die Inselhauptstadt als Stützpunkt an. Hier gibt es auch die größte Auswahl an Hotels und Pensionen. Wer länger auf Gotland bleibt, kann sich eine Unterkunft in einer anderen Ecke der Insel suchen. Am Anreisetag empfehle ich, in Visby zu bleiben und einen ersten Spaziergang durch die Altstadt innerhalb der Stadtmauer zu unternehmen – oder eine Stadtführung zu buchen. Schon auf kurzer Strecke wird deutlich, warum die Bebauung seit 1995 zum Welterbe gehört: Ähnlich wie in Danzig fühlt man sich in die Hochzeit der Hanse zurückversetzt. Allerdings kann Visby nicht so viele Prachtbauten aufbieten wie die polnische Hansestadt. Schützenswert ist hier eher der gut erhaltene mittelalterliche Charakter der Häuser und Gassen, die zur Landseite hin von einer geschlossenen Befestigungsanlage mit Türmen und Toren abgegrenzt sind.
Am zweiten Tag würde ich an Deiner Stelle die nähere Umgebung von Visby erkunden. Falls Du ohne eigenes Fahrzeug angereist bist, benötigst Du dazu einen Mietwagen. Südlich der Stadt lockt Högklint, ein Stück Steilküste, von dem aus die angrenzende Bucht bis zur Altstadt zu sehen ist. Auch die ein- und auslaufenden Fährschiffe können von hier aus beobachtet werden. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter Waldweg bis zum Aussichtspunkt. Wer mit Kindern nach Gotland ist, kann den Rest des Tages im Vergnügungs- und Wasserpark „Kneippbyn“ verbringen. Achtung: Während der schwedischen Schulferien dürfte es hier sehr voll sein! Für Erwachsene könnte das Oldtimermuseum mit angeschlossener Go-Kart-Bahn interessanter sein. Es befindet sich in Vibble, auf halber Strecke zwischen Visby und Högklingt. Nicht verwechseln: Eine größere und modernere Go-Kart-Bahn findest Du in Visby, an der nördlichen Ausfallstraße.
Nach dem Ausflug würde ich den Nachmittag und Abend in der Altstadt von Visby verbringen. Eine Tour auf der Stadtmauer lohnt sich immer. Übrigens solltest Du Dir für einen der Abende einen Tisch in einem der drei Spitzenrestaurants „Lilla Bjers“, „Tuppens krog“ oder „Krakas Krog“ reservieren!
Der dritte Tag steht ganz im Zeichen des Kalksteins, ohne den es Gotland nicht gäbe. Der Tagesausflug führt Dich in die Gegend nördlich von Visby. Hier wartet nach wenigen Kilometern ein touristisches Highlight auf Dich: die Grotte von Lummelunda. Die Tropfsteinhöhle ist seit 1959 für Besucher geöffnet und erstreckt sich insgesamt über vier Kilometer. Ihre wahre Ausdehnung wird allerdings noch erforscht. Der betonierte Besucherweg ist kürzer und führt durch verschiedene „Hallen“ mit Stalagmiten und Stalagtiten. Eine Führung dauert etwa 30 min. und ist nicht anspruchsvoll. Außerhalb kannst Du auf einem Naturstieg oder auf einem geologischen Lehrpfad die nähere Umgebung der Grotte erkunden. Von Lummelunda geht es weiter zum kleinen Küstenort Lickershamn, der mit seinem Strand und Fischerhafen malerisch an der Ostsee liegt. Am Dorfrand kannst Du etwas abseits der Landstraße einige für Gotland typische Kalksteinformationen (auf Schwedisch: Raukar) bewundern.
Auf dem Riksväg 149 gelangst Du danach über Kappelshamn und immer an der Küste entlang nach Bläse, ein historisches Kalksteinwerk. Das Museum erinnert an den Alltag und die Arbeitsbedingungen der Kalkwerker. Zum Areal gehört auch eine restaurierte Werksbahn, mit der Du bis zum ehemaligen Steinbruch fahren kannst. Die Tour dauert ca. 40 min. Vor dem Rückweg nach Visby kannst Du in einen der beiden großen Binnenseen Gotlands springen: Sowohl Bästeträsk, als auch Tingstädeträsk liegen in Reichweite.
Der Kalkstein im Boden ist auch ein Grund dafür, weshalb Gotland zum Weinanbau geeignet ist. Wenn Du einen Blick hinter die Kulissen der ansässigen Weingüter werfen möchtest, empfehle ich Dir den dritten Tag für einen Ausflug zum ersten Weingut auf der Insel zu nutzen: „Gute Vingård“ bei Hablingbo im Süden der Insel. Falls dieses keine geführten Touren anbietet oder Du einen tieferen Einblick in den Weinanbau erhalten möchtest, bietet sich der etwas weitere Weg zum jüngeren „Långmyre Vingård“ auf der Südspitze der Insel an.
Am vierten Tag würde ich einen Ausflug zur Vogelinsel Stora Karlsö unternehmen, die von Klintehamn aus mit dem Ausflugsboot M/F Stora Karlsö angesteuert wird. Die Überfahrt dauert 30 min. Auf der Insel kannst Du einer geführten Tour folgen (Dauer: ca. 2 1/2 h) oder Dich selbstständig umsehen. Der Leuchtturm ist etwa 20 min. Fußweg von der Anlegestelle entfernt, die Vogelklippen Stornasar ebenfalls. Zur Verpflegung gibt es bei der Anlegestelle eine Gaststätte und einen Kiosk. Nach der Rückkehr auf der Hauptinsel bieten sich zwei Möglichkeiten, den Ausflug im Landesinneren fortzusetzen: Zum einen mit einer Führung auf Lojstahed, einem Areal, auf dem die einzigen wild lebenden Gotland-Ponys zu finden sind, oder mit einem Besuch im Eisenbahnmuseum Dalhem, das in und um den restaurierten Bahnhof Hesselby ansässig ist. Die Gebäude stammen noch aus der Zeit, als auf Gotland „richtige“ Eisenbahnen fuhren. Heute kann man im Sommer von Hesselby mit einem restaurierten Zug fahren. Die Strecke ist etwa 6,5 km lang und führt bis in das Dorf Roma.
Zum krönenden Abschluss Deines Gotland-Aufenthalts solltest Du Visby am fünften Tag zu einer Rundfahrt über Fårö verlassen. Die Landschaft der kleinen Schwesterinsel ist noch etwas rauer und ursprünglicher. Als Zwischenstopps kommen die Kalksteinformationen im Naturreservat Langhammars, die bewaldeten Dünen von Ullahau, die Fischerhütten Helgumannen und die kultige „Crêperie Tati“ infrage.
Letztere ist Teil einer Art Ausstellung oder Freilichtmuseum für die 1950er Jahre. Auf dem Rückweg von Fårö lohnt sich ein Umweg über die Bucht von Lergrav auf der Ostseite von Gotland mit dem beeindruckenden Lergravporten, ein Kalkstein mit runder Öffnung. Die naheliegende Halbinsel Furillen (auch: Furilden) bietet neben einem Vogelschutzgebiet die vielfach fotografierte Kulisse eines früheren Kalksteinbruchs, vor der heute ein beliebtes Boutiquehotel seinen Platz hat. Schwedenblogger empfehlen, hier eine Nacht zu verbringen. Allerdings muss man langfristig vorbuchen! Alternativ kannst Du von Fårö in den Küstenort Slite fahren, der ebenfalls im Osten von Gotland liegt. Von hier aus verkehren Ausflugsboote und Boottaxis zur vorgelagerten Insel Enholmen, auf der die einsamen Ruinen der Befestigungswerke Enholmen und Karlsvärd stehen. Morbider Charme inklusive!
Am Rückreisetag hast Du noch ein paar Stunden für Visby übrig. Wenn Du noch nicht im Museum von Gotland oder im Botanischen Garten warst – jetzt ist die Gelegenheit! Den Mietwagen benötigst Du nun nicht mehr. Am besten gibst Du ihn nach dem fünften Tag wieder ab.
- Mindestdauer: 6 bis 7 Tage reine Aufenthaltszeit
- Jahreszeit: Mitte Juni bis Mitte August
- Fahrtstrecke in Schweden: ca. 300-400 km
- Verkehrsmittel in Schweden: Mietwagen oder eigener Pkw
- Anreise: nach Visby (Gotland) per Fähre
- Abreise: ab Visby (Gotland) per Fähre
Falls Du Fragen zu meinen Vorschlägen hast, kannst Du gerne ins Kommentarfeld unter dem Beitrag schreiben!