(© Foto: Lillhärdal Tillsammans) Sie ist ein Vorgeschmack auf Schwedens Norden: Auf der Straße von Älvdalen nach Härjedalen im Grenzgebiet der Provinzen Dalarna und Jämtland bekommt man eine Ahnung davon, wie unglaublich weit und vereinnahmend die schwedische Vildmark sein kann. Angeregt von Eduard Nöstl, dem veranwortlichen Redakteur der Website schwedenoutback.se möchte ich Dir im zweiten Teil meiner Reihe „Besondere Orte in Schweden“ eine wirklich einsame Gegend in Mittelschweden vorstellen, die ich selbst vor einigen Jahren bereist habe.
Älvdalen – belebte Zwischenstation für Touristen
Zumindest der Ausgangsort Älvdalen liegt an einer stark befahrenen Touristenroute, dem Riksväg 70 vom Siljansee entlang des Österdalälven nach Särna, Idre und zum norwegischen Femunden. In Ferienzeiten sind die Supermärkte, Tankstellen und Restaurants links und rechts der Straße gut besucht. Es gibt auch ein Museum, dem Du eine Chance geben solltest: Porfyr- & Hagströmmuseet zeigt die Geschichte des lokalen Porphyrabbaus und der Musikinstrumentenfertigung bei Hagström – bekannt für Gitarren und Verstärker. Sogar ABBA haben seinerzeit auf technische Ausrüstung von Hagström zurückgegriffen. Seit den 1980er Jahren ist es buchstäblich still um die Manufaktur geworden. Dennoch pilgern jedes Jahr viele schwedische Musikkenner nach Älvdalen, um alte Originalstücke ihrer Lieblingsinstrumente zu sehen.
- Um auf die einsame Straße nach Lillhärdal in Härjedalen zu gelangen, musst Du am Rande des Ortsteils Rot vom Riksväg 70 auf den Klittenvägen abbiegen.
- Die ausgeschilderte Hauptrichtung ist Sveg, der Hauptort von Härjedalen.
Ich wählte die Route um vom Siljansee nach Sveg zu fahren, ohne die große Europastraße 45 zu nutzen. Der Umweg lohnt sich, obwohl Du den Hamra Nationalpark am Inlandsvägen (E45) nicht verpassen solltest!
Abstecher ins Navardalen
Doch zurück nach Älvdalen: Hier folgst Du also dem Klittenvägen und hinter dem Ortsausgang immer weiter dem Rotälven flussaufwärts. Nach gut 20 Kilometern auf der Straße W1029 gibt es eine Abzweigung, bei der eine schmale Straße links über den Fluss ins Navardalen abbiegt. Du kannst nun einen Abstecher in dieses wildromantische Seitental unternehmen:
Ein Waldweg führt bis zu hoch zum Navarsjön und der Navardalen Vildmarksstation. Hier kann man in uriger Atmosphäre übernachten und richtig die Seele baumeln lassen – eine rechtzeitige Buchung über die Website vorausgesetzt, denn besonders groß ist die Station nicht. Wenn Du nur ein paar Stunden im Navardal bleiben willst, empfiehlt sich die Wanderung auf Alpstigen, der auf den Bergrücken hinauf führt und einen Aussichtspunkt bietet.
Einsamkeit pur – auf dem Weg nach Härjedalen
Auf der Straße nach Lillhärdal folgst Du weiter dem lebhaften Rotälven und der rötlichen Asphaltbahn (der Älvdaler Porphyr ist nicht zu übersehen), die mal schnurgerade, mal munter schlängelnd durch den dichten Hochwald verläuft. Man bewegt sich auf historischem Boden: Ein alter Pilgerweg zum Nidarosdom in Trondheim führt seit dem Mittelalter durch diese Gegend, er heißt: Romboleden. Er verläuft von Västmanland über Älvdalen und Lillhärdal bis nach Norwegen und ist mit dem roten St. Olofs-Kreuz markiert.
Bis Ulvsjön, knapp 50 km hinter Älvdalen, gibt es weder ein Dorf noch eine Siedlung am Wegrand. Ab und zu stehen links und rechts am Waldrand einsame Häuser. Sie gehören teilweise zur Kommune Mora am Siljansee. Auch der Weiler Ulvsjön gehört dazu. Er besteht aus einigen verstreuten Häusern und Höfen. Wer sich auskennt, kann von einem nahe gelegenen Parkplatz zur Rövarbergsgrotte wandern. Die einsame Felsenhöhle im Wald soll früher das Versteck von Räubern gewesen sein. Nördlich von Ulvsjön verlässt die Straße die Region Dalarna und führt nach Härjedalen.
Die Landschaft ändert hier ihr Gesicht: Die Wälder werden lichter, Moore häufen sich und von Hügelkuppen aus eröffnen sich immer wieder schöne Ausblicke – zum Beispiel Richtung Orrmosjö. Am Ufer des lang gestreckten Gewässers kehrt man langsam in die Zivilisation zurück, insbesondere auf der kleineren Straße auf der Ostseite des Sees: Hier liegen die Weiler Högen, Östansjö und Orrmo. Wenn Dich das Wasser lockt, findest Du am Nordende des Sees kurz vor Lillhärdal eine Badestelle. Oder Du wartest noch bis zum Härjåsjön, kurz hinter dem Zielort dieser Route. In Lillhärdal selbst gibt es ein kleines Museum zu den mittelalterlichen Hexen-Prozessen in der Region zu sehen. Auf dem Campingplatz kannst Du Dir Kanus und Quads ausleihen, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Persönliches Fazit
Mit einem Wort: sensationell! Die Fahrt von Älvdalen bis ins südliche Härjedalen kann ich allen Rundreisenden empfehlen:
- Man taucht für ein bis zwei Stunden komplett in der Wildnis ab und begegnet wahrscheinlich keinem Auto. So einsam ist es selbst in Mittelschweden selten.
- Bei heiterem Wetter bieten sich einige schöne Fotomotive, mit der Du die Weite der Landschaft einfangen kannst. Besonders auf dem Weg nach Ulvsjön oder am Orrmosjön.
- Bei einer Wanderung bei Ulvsjön oder einem Sprung ins Wasser bei Lillhärdal kann man eine entspannende Pause einlegen, …
- … um den Tag schließlich mit einem Spaziergang durch Sveg ausklingen zu lassen. Hier gibt es auch wieder Tankstellen und Geschäfte – und zur Übernachtung kann ich Svegs Camping empfehlen, ein ruhiger, schön gelegener Platz, direkt am Ljusnan.
Warst Du schon einmal in der Gegend zwischen Älvdalen und Lillhärdal? Ferienhäuser gibt es in beiden Orten jedenfalls genug. Die touristische Infrastruktur ist zwar spärlicher als in Idre und Särna, dafür findet man eine eigentümliche Landschaft vor, die sich mit ihrer Weitläufigkeit deutlich vom typischen Dalarna unterscheidet.
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