Höga Kusten: Sehenswürdigkeiten, Wandern & Camping

Höga Kusten: Wanderer im Skuleskogen Nationalpark

(Bild in Lizenz von Friluftsbyn – imagebank.sweden.se) Dass sich die schwedische Ostseeküste vom Öresund bis hinauf zur Landbrücke von Skandinavien nach Finnland erstreckt, ist allgemein bekannt. Aber hättest Du gedacht, dass der Abschnitt nördlich von Stockholm länger ist als der südliche? Trotz seiner zahlreichen Hafenstädte, Inseln und Schärengärten ist er für viele Schwedeninteressierte ein eher unbekanntes Terrain. Der einzige seiner Küstenabschnitte, der mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, ist Höga Kusten (auf Deutsch: die Hohe Küste).

Der Name dieses Küstenabschnitts rührt daher, dass er zwischen der Mündung des Ångermanälvs und der Stadt Örnsköldsvik einen auffälligen Höhenzug bildet. Der Höhenzug ist nicht mit einer Steilküste zu verwechseln, sondern eher eine Art Mittelgebirge am Meer. An seinen höchsten Stellen erreicht es über 250 bis 300 m.ü.d.M. Sein höchster Berg heißt Högsvedjeberg und gehört zum Nationalpark Skuleskogen. Zusammen mit dem Nätrafjällskog bildet er eines der schneereichsten Gebiete Schwedens außerhalb des Skandinavischen Gebirges.

Städte an der Höga Kusten

Höga Kusten gehört zur Region Västernorrland und ist nicht dünner besiedelt als ihre Nachbarschaft. Da sich ihr bergiges Gelände jedoch nicht zur Anlage größerer Häfen eignete, sind auch keine größeren Städte entstanden. Von ihren drei einzigen sind hierzulande eigentlich alle unbekannt:

  • Härnösand: An dem Handels- und Dienstleistungszentrum ist die Industrialisierung lange Zeit vorbeigegangen, daher wurden zahlreiche historische Holzbauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert bewahrt. Besonders sehenswert sind die Stadtviertel Norrstaden und Östanbäcken. Im Freilichtmuseum „Murberget“ sind darüber hinaus Bauernhöfe, Werkstätten und Geschäfte der Region aus den letzten zweihundert Jahren zu sehen. Bist Du mit Kindern unterwegs, kommt Ihr nicht an dem Wissenschaftsmuseum „Technichus“ vorbei. Als Wanderziele kommen die Festung Hemsö sowie die Grotten und Felsformationen auf der Insel Härnön infrage. Im Sommer lockt der Sandstrand von Smiting, um ein erfrischendes Bad im Meer zu nehmen. Vor der Küste sind dann auch viele kleine Boote unterwegs. Zahlreiche Naturhäfen und zwei Gästehäfen laden zum Herumschippern ein. Wenn Du kein Boot ausleihen möchtest, kannst Du die M/S Ådalen III für einen Küstenausflug buchen.
    Höga Kusten: Brücke
    Die Hängebrücke der E4 bei Kramfors ist das Wahrzeichen der Küstenregion (Bild in Lizenz von Helena Wahlman – imagebank.sweden.se)

  • Kramfors: Mehrere Sägewerke bildeten die Keimzelle dieses Küstenortes im Mündungsgebiet des Ångermanälvs, der sich später zu einem typischen Industriestandort entwickelte. In den 1960er Jahren musste der traditionelle Ortskern einer modernen Bebauung weichen, die dem Stadtbild schadete. Die jüngsten Baumaßnahmen haben daran nichts Grundlegendes verändert. Deshalb kannst Du Kramfors getrost beiseite lassen und stattdessen Ziele wie das Naturreservat Rotsidan, die Fischerdörfer Barsta, Bönhamn und Norrfällsviken sowie die Insel Högbonden mit ihrem Leuchtturm ansteuern.
  • Örnsköldsvik: Vor nicht einmal zweihundert Jahren gegründet, hat sich „Ö-vik“ schnell zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region entwickelt. Neben einigen Industrieunternehmen hat hier der Outdoorausrüster Fjällräven seinen Sitz. In die Geschichtsbücher ging die Stadt 1976 als erster Austragungsort der Paralympischen Winterspiele ein. Mit ihrer Lage am Schärengarten der Höga Kusten und der Einbettung zwischen zwei Bergen, gefällt Örnsköldsvik eher durch seine Lage als durch seine Bebauung. Zahlreiche Parks und Grünanlagen hübschen es auf. Wenn Du mit Kind und Kegel unterwegs bist, findest Du hier auf jeden Fall einen Zeitvertreib. Bei schlechtem Wetter könnt Ihr auf das Erlebnisbad „Paradiset“ oder „Äventyrens hus“ mit seinen verschiedenen Freizeitangeboten ausweichen.

Alle drei Städte sind über die Europastraße 4 miteinander verbunden, die von Helsingborg in Südschweden über Stockholm und die Bottnische Küste hinauf nach Finnland führt. Diese Route nutzen viele Schwedenurlauber auf Rundreisen. Wer ohne eigenes Fahrzeug unterwegs ist, kann von Stockholm aus bequem mit der Bahn zur Höga Kusten reisen. Denn hier verläuft die Hauptstrecke Stockholm – Umeå. Alle drei Städte sind bei einigen Verbindungen sogar ohne Umstieg erreichbar. Wer mit dem Flugzeug anreisen möchte, kann den „Höga Kusten Airport“ bei Kramfors nutzen. Er ist sowohl nach Stockholm-Arlanda, als auch nach Gällivare angebunden.

Sehenswürdigkeiten der Höga Kusten

Das Wahrzeichen des Küstenabschnitts ist die Höga-Kusten-Hängebrücke, die die Mündung des Ångermanälvs auf rund 1,8 Kilometern imposant überspannt. Sie wurde 1997 eröffnet und bereitet der E4 zwischen Härnösand und Örnsköldsvik den Weg. Im Unterschied zur Sundsvall-Brücke wird hier keine Maut erhoben. Wer die Brücke nach Norden passiert hat, erreicht das Kerngebiet der Höga Kusten mit ihren waldreichen Hügeln, Geländeeinschnitten und Aussichtspunkten auf den Bottnischen Meerbusen. Der nördliche Ausläufer der Ostsee verengt sich hier allmählich, bis zwischen Schweden und Finnland kaum mehr als fünfzig Kilometer liegen.

Höga Kusten ist seit 2000 ein Welterbe, zu dem auch die Meerenge Kvarken mit ihren Schäreninseln und Küstenabschnitten gerechnet wird. Zusammen bilden sie eine einmalige geologische Einheit der Gegensätze: Auf der einen Seite die Höhenzüge des schwedischen Festlands, auf der anderen Seite die flache, karge und weitläufige Schärenlandschaft bis zum finnischen Festland. Das gesamte Gebiet unterliegt einer schnellen und deutlich messbaren Landhebung, die nach der letzten Eiszeit einsetzte. Nirgendwo sonst auf der Welt tritt dieser natürliche Prozess in solch einem Ausmaß auf. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Küstenabschnitt auf schwedischer Seite mittlerweile um etwa 285 Meter über den Meeresspiegel erhoben hat. Innerhalb des Welterbes liegen folgende Attraktionen:

  • Felsritzungen von Nämforsen: Ähnlich wie bei Tanumshede und weiteren Orten in Schweden, gibt es auch bei den Stromschnellen von Nämforsen gut erhaltene Felsritzungen, die auf die Stein- bis Eisenzeit zurückgehen. Man braucht nicht viel Fantasie, um die Darstellungen von Elchen, Hunden, Lachsen, Vögeln und Menschen zu erkennen.
  • Nationalpark Skuleskogen: Die Urwaldlandschaft imponiert mit schroffen Felsen, Schluchten wie Slåttdalsskrevan, Süßwasserseen, kleinen Wasserfällen und vielen schönen Ausblicken aufs Meer. Innerhalb des Nationalparks gibt es zahlreiche Wanderwege, Feuerstellen, Windschutze und Zeltplätze. Bei den vorgelagerten Inseln Tärnättholmar kannst Du an einer Badestelle Abkühlung suchen.
    Inselgruppe im Kvarken: Ulvöarna
    Die Bucht von Ulvöhamn mit bunten Holzhäuschen und kleinen Inseln (Bild in Lizenz von Heinz Schiffer – stock.adobe.com)

  • Paddelroute Höga Kusten: Vom „Sollefteå Camping“ aus kannst Du eine zwei- bis dreitägige Kanu- oder Kajaktour an der Küste unternehmen. Sie führt am Skuleskogen Nationalpark vorbei bis zum „Skuleberget Havscamping“. Unterwegs kannst Du bei mehreren Inseln anlegen und rasten bzw. im Zelt übernachten.
  • Projekt „ArkNat“: Das Architekturprojekt brachte zwischen 2017 und 2019 eine Reihe von Schutzhütten hervor, die an Aussichtspunkten und Wanderwegen entlang der Höga Kusten erbaut wurden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie weitgehend aus Holz und Holzwerkstoffen bestehen und ihr markantes Design jungen, ambitionierten Architekten verdanken.
  • Skuleberget: Kaum zu übersehen, erhebt sich dieser 295 Meter hohe Berg bei Kramfors aus den Wäldern. Er ist komplett touristisch erschlossen, mit Wanderwegen, Klettersteigen und Liften. Der Ausblick ist ähnlich beeindruckend wie auf dem Gesundaberg am Siljansee. An seinem Fuße befindet sich das moderne „Naturum“ als Besucherzentrum.
  • Ulvöarna: Die Inselgruppe ist das Ausflugsziel Nummer eins im Schärengarten der Höga Kusten. Sowohl die große Nord-, als auch die Südinsel sind mit Ausflugsbooten vom Festland zu erreichen. Bei einem Tagesausflug bietet es sich an, die Hamngatan in Ulvöhamn entlangzuschlendern, den Aussichtsberg Lotsberget zu besteigen und einen Strandspaziergang bis Rödharen zu unternehmen. Alternativ lohnt sich ein Abstecher zum Bysjön, der Binnensee der Nordinsel.

Wandern an der Höga Kusten

Die Landschaft der Höga Kusten ist abwechslungsreich und nicht zu anspruchsvoll für Wanderungen. Högakustenleden ist der längste markierte Weg. Er beginnt im Süden beim Hornöberg und endet in Örnsköldsvik. Mit einer Gesamtlänge von 135,5 Kilometern eignet er sich für eine einwöchige Tour. Du erkennst ihn an seiner blau-weißen Beschilderung und orangefarbigen Markierungen an Bäumen und Holzpfosten. Das Zelten entlang des Weges ist grundsätzlich überall erlaubt, solange Sie in der Natur keinen Schaden anrichten. Nur im Nationalpark Skuleskogen ist das Zelten auf bestimmte Orte beschränkt. Wenn Dir nicht nach Trekking zu Mute ist, kannst Du beim Hornöberg den kleinen Högakustenleden absolvieren – wahlweise auf drei oder sieben Kilometern Länge.

Nationalpark Skuleskogen
Schlucht Slåttdalsskrevan im Skuleskogen Nationalpark (© Foto: Oscar Nilsson, Unsplash)
Eine Alternative zum Högakustenleden ist Världsarvsleden. Er verläuft über rund 100 Kilometer um den Ort Nordingrå und seine vorgelagerten Halbinseln und Buchten. Nordingrå liegt auf halber Strecke zwischen Härnösand und Örnsköldsvik, südlich des Skuleskogens. Auf der Strecke des Världsarvsledens erwarten Dich zahlreiche kleine Weiler, Fischerdörfer und Naturschönheiten. Der Weg führt auch durch das Naturreservat Nordingrå, in dem Zelten und Übernachten nur an ausgewiesenen Stellen möglich ist. Auf der übrigen Strecke gilt das Jedermannsrecht. Die Beschilderung ist gelb-blau. Der nördliche Endpunkt bei Främmerveda ist ebenso an den Högakustenleden angebunden wie der südliche Endpunkt bei Nordingråvallen.

Ergänzt werden die beiden großen Wanderwege um viele kleine Wanderwege für Tagestouren. Neben den Wegen am Skuleberget gehören u. a. der Arnäsled, der Bybergsled, der Kalotsstig, der Lotsstig, der Gådeåleden, Gula Leden, der Härnöled, der Nipled, der Omneled, der Salbergsled und der Urskogsled dazu. Informationen zu ihnen findest Du im Online-Portal „Höga Kusten“ der Region Västernorrland.

Campingplätze der Höga Kusten

Wenn Du mit einem Wohnwagen, Wohnmobil oder Campervan unterwegs bist, findest Du an der Höga Kusten eine große Auswahl an Campingplätzen. Die größten von ihnen möchte ich Dir kurz vorstellen:

  • Gullviks Havsbad Camping & Stugby: rund 15 km südwestlich von Örnsköldsvik gelegen, mit eigenem Strand am Meer. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommt ein kleines Feriendorf. Zum Gelände gehören ein beheiztes Schwimmbad, ein Streichelzoo, ein Fitness-Parcours, eine Discgolf-Anlage, ein Beachvolleyballplatz sowie mehrere Grillplätze. Standard: gut.
  • Måvikens Camping: rund 55 km westlich von Kramfors auf der Halbinsel Mjällomlandet gelegen, mit eigener Badestelle und einem Gästehafen. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommen mehrere kleine Stugas. Zum Gelände gehören eine Grillhütte, ein Spielplatz und ein Bootshaus. Es besteht ein Zugang zum Världsarvsleden. Standard: mittel.
  • Norrfällsvikens Camping, Stugby & Marina: rund 60 km westlich von Kramfors auf der Halbinsel Mjällomlandet gelegen, mit Zugang zu einem Strand und einem Fischrestaurant. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommen mehrere Stugas, teils als Selbstversorgerhütten. Zum Gelände gehören ein Fest-/Konferenzsaal, ein Swimmingpool, eine Minigolf-Anlage, ein Streichelzoo, ein 18-Loch-Golfplatz sowie Tennisplätze. Das Ausleihen von Fahrrädern und Booten ist möglich. Standard: mittel bis gut.
  • Sälstens Camping: am Stadtrand von Härnösand gelegen, mit eigenem Strand direkt am Meer. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommen einfache Stugas für je vier Personen. Standard: einfach.
  • Skuleberget Havscamping: rund 40 km südlich von Örnsköldsvik gelegen, mit eigenem Strand und Gästehafen. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommen mehrere Stugas mit Meerblick. Zum Gelände gehören ein Bistro, eine Sauna und Grillplätze. Mögliche Aktivitäten im Rahmen eines Aufenthalts sind Boule, Klettern, Minigolf, Tennis, Tischtennis und Wandern – durch die Nähe zum gleichnamigen Berg. Paddelboote können ausgeliehen werden. Standard: mittel bis gut.
  • Snibbens Camping, Stugby & Vandrarhem: zwischen Kramfors und Härnösand an einem Binnensee gelegen, mit eigenem Strand. Für Zelte, Pkw mit Wohnwagen und Wohnmobile geeignet. Dazu kommen verschiedene Stugas – teils auch Selbstversorgerhütten – sowie ein Wandererheim mit Zimmern. Zum Gelände gehören ein Strandcafé, eine Sauna, eine Minigolfanlage. Stand-up-Paddelboards können ausgeliehen werden. Standard: gut.

Daneben gibt es einfachere Campingplätze wie „Barsta Camping“ am Meer bei Nordingrå, „Gålå Camping“ unweit der Höga-Kusten-Brücke am Ufer des Ångermanälvs, „Hörsångs Camping“ an der Küste zwischen Härnösand und Nordingrå sowie „Kornsjögårdens Naturcamping“ unweit Skuleskogen Nationalparks. Letzterer bietet eine Stellfläche von insgesamt 20.000 m² für bis zu vierzig Zelte und 24 Wohnwagen bzw. Wohnmobile an. Der Campingplatz „Storsjö“ liegt bei einer Gärtnerei, bei der man im Sommer nicht nur Gartenpflanzen, sondern auch Gemüse erstehen kann. Es gibt eine Badestelle, einen Spielplatz sowie mehrere Stugas mit grundlegender Selbstversorgerausstattung. Viele Ausflugsziele der Region sind in Reichweite.

Möchtest Du die Hohe Küste Schwedens kennenlernen? Dann kannst Du Dich bei Fragen gerne an mich wenden! Schreibe mir einfach über die Kommentarfunktion unter dem Beitrag. Ich freue mich auf Deinen Input!

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