Wandern heißt heute Hiking oder Trekking. Wer Tagestouren auf vorgegebenen Routen zurücklegt, darf sich Hiker nennen. Wer längere Strecken durch die Wildnis marschiert, gehört zu den Trekkern. Insofern möchte ich in diesem Beitrag einige Tipps für Hiker und Trekker zusammentragen, denn gerade bei Wandertouren in Schweden ist die Unterscheidung fließend: Wo fängt hier die Vildmark an? Und ab wann gilt ein Wanderweg noch als erschlossene Infrastruktur? – Du siehst, das ist eine Sache für Paragraphenreiter und nicht für angehende Aktivurlauber.
Wanderwege & Wegenetze in Schweden
In jeder Region Schwedens gibt es mindestens einen Hauptwanderweg bzw. ein geschlossenes Wegesystem für mehrtägige Touren. Hier findest Du die längsten von ihnen auf einen Blick:
- Östgötaleden in Östergötland (ca. 1.500 km)
- Sörmlandsleden in Södermanland (ca. 1.000 km)
- Nordkalottleden in Lappland (ca. 800 km) an der schwedisch-norwegischen Grenze
- verschiedene Pilgrimsleder (auf Deutsch: Pilgerwege) mit landesweiten Teilstücken (insgesamt ca. 700 km)
- Höglandsleden in Småland (454 km)
- Nördlicher Kungsleden in Lappland (425 km)
- Vindelälvsleden in Lappland und Västerbotten (ca. 400 km)
- Hallandsleden in Halland (380 km)
- Bohusleden in Bohuslän (370 km)
- Siljansleden in Dalarna (340 km)
- Südlicher Kungsleden in Dalarna und Jämtland (340 km)
- Bergslagsleden in Närke und Västmanland (280 km)
- Bruksleden in Uppland und Västmanland (250 km)
- Finnskogleden in Värmland (240 km) an der schwedisch-norwegischen Grenze
- Blekingeleden in Blekinge (220 km)
- Birgittaleden in Östergötland (145 km)
- Padjelantaleden in Lappland (140 km)
Wie Du siehst, sind die hierzulande bekannten Fernwanderwege Kungsleden und Pilgrimsleden nicht einmal die längsten ihrer Art. Das dichteste Netz spinnt sich im nördlichen Südschweden bis Mittelschweden. Eine Übersicht über sämtliche größeren touristischen Wanderwege Schwedens bietet Dir die schwedische Wikipedia. Mehrere von ihnen sind Teilabschnitte des Europäischen Fernwanderwegs E1, der von Halland bis zum Grövelsjö in Dalarna verläuft und seit 2013 auf norwegischer Seite bis zum Nordkapp weiterführt.
Geeignete Campingplätze für Trekkingreisende
Trekker sind nicht automatisch Camper. In Schweden kann und darf man gemäß Jedermannsrecht entlang der Wanderrouten auch im Freien übernachten, was enorm unabhängig macht. (Ausnahmen gelten in Nationalparks.) Auf der anderen Seite gibt es im Norden auch nicht auf jeder Tagesetappe eine Übernachtungsmöglichkeit. Ein festes Dach über den Kopf bieten dann bestenfalls Fjällstationen des Schwedischen Touristenvereins (STF) oder einfache Schutzhütten. Nachfolgend deshalb nur ein paar ausgewählte Empfehlungen für günstige Start- und Endpunkte an den großen Wanderrouten – für alle, die mit Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt unterwegs sind:
- Nordkalottleden: Arcitic Motell & Camping in Kautokeino (Nordende) oder Kvikkjokk Turistservice (Südende)
- (Nördlicher) Kungsleden: Abiskojaure Fjällstuga mit Zeltplatz (Nordende) oder Fjällcamping vid Mortsbäcken in Hemavan (Südende)
- Östgötaleden: Öninge Camping in Ödeshög (Westende) oder Stegeborgsgårdens Camping in Vikbolandet (Ostende) – weitere Infos auf der offiziellen Website
- Padjelantaleden: Kvikkjokk Fjällstation (Südende) oder Ritsem Fjällstation (Nordende)
- Pilgrimsleden / Västerbergslagen: Nås Camping in Nås (bei Nordende) oder Ludvika Camping in Ludvika (bei Südende)
- Sörmlandsleden: Vreta Gårds Camping in Solbacka, Malmköpings Bad & Camping, Stora Djulö Vandrarhem (STF) in Katrineholm – komplette Liste auf der offiziellen Website
- Südlicher Kungsleden: Storliens Camping (Nordende) oder Stöten Camping in Sälen (Südende)
Für Trekker, die keine ausgetretenen Pfade suchen, sondern Touren durch die Vildmark bevorzugen, gibt es in folgenden Nationalparks geeignete „Basisstationen“:
- Björnlandet: Åsele Camping in Åsele
- Fulufjället Nationalpark: Fulufjälls Campingen in Gördalen/Idre
- Nationalpark Färnebofjärden: Färnebofjärdens Camping in Österfärnebo
- Sarek Nationalpark: Kvikkjokk Turistservice oder Saltoluokta Fjällstation
- Skuleskogen Nationalpark: Kornsjögården Naturcamping in Bjästa
- Stora Sjöfallet Nationalpark: Stora Sjöfallets Fjällanläggning oder Ritsem Fjällstation
- Store Mosse Nationalpark: High Chaparrals Camping in Kulltorp oder Flatenbadets Stugor & Camping in Hillerstorp
- Tiveden Nationalpark: Camping Tiveden in Tived
- Tresticklans Nationalpark: Gröne Backe Camping & Stugor in Ed
- Ulvön: STF Vandrarhem Köpmanholmen
Wandern in Schweden: Ausrüstungstipps
Was gehört zu einer schwedentauglichen Trekkingausrüstung? – Zunächst vor allem bequeme Kleidung und Überkleidung, die vor Nässe und Wind schützt. Auch in den Sommermonaten ist das klassische Zwiebelprinzip zu empfehlen: Trage lieber anfangs etwas mehr, damit Du Dich später an Oberkörper und den Beinen frei machen kannst. Ins Schwitzen zu kommen ist unangenehm, aber normal. Bleibst Du länger als fünf Minuten stehen oder legst Du eine Pause, musst Du darauf achten, nicht auszukühlen.
- Mückenschutz
Solltest Du während des Laufens von Mücken geplagt werden, ist der erste Gedanke wahrscheinlich, langärmelig zu bleiben, ein Cap aufzusetzen und die Hosen in die Strümpfe zu stopfen. Die Schweden selbst wählen zunächst einmal lieber helle Kleidung und wehren Mücken mit MyggA Natural oder Mosi-guard ab. Es gibt natürlich zahlreiche andere Mittel, aber beide sind verhältnismäßig chemiefrei. MyggA enthält u.a. PMD (P-mentan-3,8-diol), das aus Eukalyptus gewonnen wird. Mosi-guard bezieht seine Wirkung aus Citriodiol®, einem Extrakt aus Limonen und Eukalyptus. Man muss sich allerdings alle Hautstellen eincremen, die nicht von Kleidung bedeckt werden!
- Das Richtige für die Füße
Zur trekkinggerechten Kleidung gehören auch feste, knöchelhohe Schuhe, die bereits eingelaufen sein sollten. Um Blasen zu vermeiden, benutzt Du am besten saubere Strümpfe. Werden Sie feucht, besteht das Risiko, dass es zu Reibungs- und Scheuerwunden kommt. Auch Falten in den Strümpfen sollten nicht entstehen, denn sie rufen ebenfalls Blasen hervor. Ist es einmal zu spät, kannst Du Blasenpflaster anwenden. Zur Vorbeugung empfiehlt sich Leukoplast oder ähnliches, zum Abkleben „gefährdeter“ Stellen.
- Rucksack & Hilfsmittel
Wenn Du eher zu den Hikern gehörst und maximal eine Nacht im Wald verbringst, reicht ein normaler Wanderrucksack mit einem Volumen von 20-30 Litern. Er sollte möglichst leicht und wetterfest verarbeitet sein. Planst Du mehrtägige Touren durch Wald und Fjäll, ist ein richtiger Trekkingrucksack unverzichtbar. Die wichtigsten Kriterien: eher aus Nylon als aus Polyester, geringes Gewicht, wasserfest und reißfest (sehr gut: Ripstop-Gewebe), gut sitzender Hüftgurt, Volumen ab 40 bis 60 Liter. Denk daran, dass eine Schutzhülle für den Rucksack immer mit im Gepäck sein sollte. Denn völlig wasserdicht sind sie alle nicht. Den Schwachpunkt bilden meist die Nähte. Apropos Gepäck:
- Genügend Trinkwasser und Proviant
- Erste-Hilfe-Beutel
- Regenponcho bzw. Rucksackkondom
- Sonnenschutz
- Isomatte zum Sitzen
- Funktionshandtuch, Waschsachen
- Schmerztabletten zum Durchschlafen
Eine sehr ausführliche Packliste hat lustwandeln.net zusammengetragen. Was trotz GPS-Gerät oder Google Maps auf keinen Fall in Deinem Gepäck fehlen sollte, ist eine ordentliche Wanderkarte – in Schweden gibt es vier verschiedene Kartenserien mit Maßstäben von 1:50.000 bis 1:100.000.
Wandern in Schweden: Was ist anders?
Zu guter Letzt möchte ich auf die „feinen Unterschiede“ zwischen dem Wandern in Schweden und dem Wandern im mitteleuropäischen Raum eingehen, die Schwedenneulingen oft gar nicht bewusst sind, bei der Planung aber eine Rolle spielen sollten.
- Schweden wandern lieber durch Täler, als Gipfel zu erstürmen. Dem entsprechend ist das Wegenetz angelegt. Auf Gipfel hinauf zu gelangen, ist daher oft beschwerlich. Wenn Wege zu ihnen hinaufführen, dann meistens direkt und steil.
- Daraus folgt: Gipfelbesteigungen sollten gezielt vorbereitet und unternommen werden. Sie sind nicht als spontaner Abstecher geeignet – allein aus Witterungsgründen, denn in der Vor- und Nachsaison ist immer mit (plötzlichem) Schnee und eiskalten Temperaturen zu rechnen.
- Sind Schweden nicht gerade zu einem Gipfel unterwegs, wandern sie lieber in Stiefeln als in Bergschuhen. Sie legen mehr Wert darauf, feuchte Wege und Furten trockenen Fußes zurücklegen zu können, als trittsicher über steile Anstiege zu gelangen. Dies ist dem Wegzustand und -verlauf der meisten Routen geschuldet.
- Grundsätzlich ist Trekking in Nordschweden eine größere Herausforderung als in Südschweden, weil es größere Risiken für Leib und Leben birgt. Deshalb empfiehlt es sich, Touren auf Bergslagsleden, Blekingeleden, Östgötaleden, Sörmlandsleden oder Pilgerwegen wie Romboleden und St. Olavsleden zur Vorbereitung auf Touren in Nordschweden zu nutzen. Denselben Grundsatz solltest Du übrigens bei Paddeltouren beherzigen!
Wenn Du weitere Trekkingtipps für Schwedenurlauber hast oder von Touren berichten willst, steht Dir die Kommentarfunktion zu freien Verfügung. Ich sage schon einmal: Tusen tack!
Hallo, wir wollen dieses Jahr wieder mit dem Wohnmobil nach Schweden und suchen einen schönen Campingplatz wo wir mal unser Auto stehen lassen können und eine schon Wanderung mit einer Übernachtung im Zelt machen können. Soll zur Eingewöhnung für den Sohn (9 Jahre) sein.
Also währe nen rund weg ganz nett. Gibts da ne Idee
Hej Sascha,
das klingt danach, als ob Ihr es mit einem Campingplatz an einem Naturreservat oder Nationalpark versuchen solltet! Eine schöne Übersicht für Westschweden gibt es auf: vastsverige.com/de/unterkunfte/campingplatze-mit-naheliegenden-wanderwegen/
Blau-gelbe Grüße – S.
Hej wir sind aktuell in Schweden mit unserem Kastenwagen unterwegs. Mal eine Frage. Gibt es irgendwo eine Erklärung zu den Beschilderungen uf den Wanderwegen. Wir sehen hier immer Farben plus Punkt. Wir denken das sich daraus ggf die Routen zusammenstellen. Wissen es jedenfalls nicht genau. Hast du da eine Info für mich.
Hej Marco,
die Schwedische Touristenvereinigung (STF) unterscheidet grob zwischen der Markierung von Winterwanderwegen und Sommerwanderwegen im Fjäll: svenskaturistforeningen.se/guider-tips/fjallen/ledsystemet/ Abgesehen von dieser Systematik gibt es übers Land verteilt eigenständige Markierungssysteme – je nach Wanderregion und Wanderwegesystem. Wo habt Ihr denn „Farben plus Punkt“ gesehen?
Blau-gelbe Grüße – S.
Hallo liebe schwedenurlauber,
Wir (eine kleine Gruppe 4 erwachsene und 4-5 Kindern) wollen nächsten Sommer eine trackking Tour durch shweden machen mit zelten und allem drum und dran, wo kann man am besten wandern und welche routen wären da am besten? Würde muh sehr über eine Antwort freuen. Liebe grüße
Natalie
Hej Natalie,
Trekkingrouten verlaufen praktisch durchs ganze Land. Ihr solltet deshalb zuerst entscheiden, in welcher Art von Landschaft Ihr die Tour machen möchtet. Während im Norden beispielsweise Hochgebirgstouren durch entlegene Wildnis möglich sind, geht es ganz im Süden eher über flaches Land mit Wiesen, Wäldern und Seen. Auch die Wetterverhältnisse sind zwischen Norden und Süden sehr unterschiedlich, ebenso die Versorgungsmöglichkeiten. Wie stellt Ihr Euch die Tour denn ungefähr vor?
Blau-gelbe Grüße – S.
Hallo Schwedenurlauber,
mein Mann und ich möchten im September/Oktober eine kleinere Rundreise durch Südschweden machen. Wir haben gut drei Wochen Urlaub und fahren (und schlafen) mit unserem VW-Bus von Österreich über Rostock mit der Fähre nach Trelleborg. Meine Fragen: müssen wir einen Fährenplatz vorher buchen oder geht das auch vor Ort? Wir möchten natürlich auch in der Natur wandern, gibt es unterwegs auch Einkehrmöglichkeiten oder müssen wir unsere Verpflegung im Rucksack mitnehmen? Danke für diese Seite, sehr interessante Themen und olle Erklärungen!
Liebe Grüße Gabi
Hej Gabi,
außerhalb der Hauptsaison kann man aufs Gratewohl zu den Fähren fahren. Dann sind sie nicht voll ausgebucht. Im Süden Schwedens gibt es an den wichtigen Wanderwegen mehr Möglichkeiten zur Einkehr oder Übernachtung als im Norden. Dennoch sind oft lange Strecken zurückzulegen. Ihr solltet also Verpflegung mitnehmen. Unterwegs gibt es zwar meistens Trinkwasser aus Bächen oder Seen, aber keine Wanderrastplätze oder „Almen“ wie in den Alpen. Wenn Ihr mir genauere Auskunft zu Eurer geplanten Trekking-Route gebt, kann ich Euch mehr sagen.
Viel Spaß & blau-gelbe Grüße – S.
Es geht auch ohne Schmerztabletten! 😉
Hej,
gerade bei mehrtägigen Touren wäre es leichtsinnig, auf sie zu verzichten. Wer möchte schon mitten in der Vildmark feststellen, dass er vor Schmerzen keinen Meter mehr laufen kann? Nach-Hause-Beamen klappt leider noch nicht.
Blau-gelbe Grüße – S.